Als dann Graf Ernst Rüdiger in Eferding eintraf, stand
die ganze Bürgerschaft unter Gewehr, der Stadtpfeifer pfiff
die Schützenmelodie, die Trommler rumorten und Richter und
Rat begrüßten ehrerbietig ihren Herrn und Gebieter, aus 150
Gewehren dröhnte dem großen Mann Oesterreichs ein Will-
kommgruß entgegen, dazu wurden noch die Geschütze ab¬
gefeuert. Die 150 bürgerlichen Schützen erhielten je ein Kandl
Wein und ein Brot beim Stadtrichter, der Besitzer einer Gast¬
wirtschaft war. Das Pulver lieferte nun der Pulvermacher
in Müllackeu oder der „Salliterer" (Pulvererzeuger) in Efer¬
ding.
Von viel Prunk und Freude hätten die Stadttore erzählen
können auch in späteren Zeiten, so als Kaiser Franz Stephan
von Lothringen mit KaiserinJMaria Theresia von der Krönung
zu Frankfurt durchzog unix auch von Ungemach und Leid in
den Kriegszügen des spanischen und österreichischen Erbfolge-
krieges, sowie in den drei Franzosenkriegen des ersten Jahr¬
zehntes des vorigen Jahrhundertes, als große Truppenmassen
Eferding besetzt hielten.
Die Herhaltnng der Tore und überhaupt der Stadtbe¬
festigung hatte den Städten viele und große Kosten verursacht,
so hatte z. B. Köln im 14. Jahrhundert 82% der gesamten Ein¬
nahmen für Befestigung und Verteidigung ausgegeben; auch
Eferding litt unter den großen Ausgaben für Stadtverteidigung
und trotzdem wird zusehends ein allmählicher Verfall der alten
Festungswerke eingetreten sein, da ja die Stadtbewohner die
vielen Kriege und Truppendurchzüge arm gemacht hatten.
Die Tore als Verteidigungsmittel hatten ohnehin schon ihren
Wert verloren. Irgend jemand warf das Schlagwort vom
„Verkehrshindernis" in die Bevölkerung und im Jahre 1827
beschloß tatsächlich die Stadtverwaltung den Abbruch des
Peuerbacher- oder Fleischertores; 1828 folgte das Linzertor
und 1830 das Schaunbergertor. Beim Schaunbergertor
folgte wohl die Verschandelung des Stadtbildes gleich ein
materieller Verlust für die Stadt, indem
durch den Abbruch des Schaunbergertores
auch das angebaute alte Schulhaus seine
Stütze verlor und baufällig wurde und ein
neues Schulhaus 1834 gebaut werden mußte.
Heute bedauert man den Abbruch der
Tore nicht allein in Kreisen von Freunden
des Alten und Ehrwürdigen, sondern so
mancher, dem sonst alles Alte gleichgültig
ist, wünscht doch, daß die alten Tore doch
noch bestehen sollten. Ein Tor hat sich noch
heute erhalten, das Burgtor der ehemaligen
Veste Eferding, wohl auch schon stark moder¬
nisiert. ZurSiebenhundertj ahrfeier bedauern
wir aber besonders, daß diese Bauwerke der
großen historischen Vergangenheit Eferdings
nicht mehr Zeugen sein können von dem
Festesjubel, der Eferding umbraust in den
Erinnerungstagen an jene Zeiten, in denen
der Name Eferding oftmals und nachhaltig
die Annalen der Geschichte bereicherte.
Ein witziger Eferdinger hat einst aus
die Vorkommnisse bei den einzelnen Stadt¬
toren einen Spruch gedichtet und der soll
hier als Schlußstein gesetzt sein:
Findst du beim Linzertor kein Kind,
Beim Schaumburgertor keinen Wind
Und beim Fleischertor keinen Spott,
So hast du eine Gnade vor Gott.
Das Schifersche Erbstift, eines der ältesten Wohltätigkeitsinstitute in
Oberösterreich. Phot. A. Br-g-nzer.
Kurze GefcQicQte des Spitass und der Spitafsßircße
Von Benefiziat Maximilian Ecker.
Die Spitalstiftungen in Eferding wurden gestiftet von
Rudolf, dem Schifer, Schaunbergschen Ministerial, 1276
bis 1329, das erstemal Herr genannt 1289. Die Stiftung fällt
wahrscheinlich in das Jahr 1325; Die Schaunberger wurden
Vogteiherren. Ein Grabstein in der Spitalskirche meldet:
„Ute ist anfanMr nnck Stifter, ruedolf der schifer.“ — Spital
und Kirche werden später durch eine Feuersbrunst vernichtet und
von Sigismund „daz Gotzhaus zum andern mal erbaut“.
Das Kirchlein ward im gotischen Stil erbaut, die Rippen¬
führung und Fenstermaßwerke sind spätgotisch, einfache aber
prächtige Arbeit. Dieses ursprüngliche Spitalskirchlein mit
den Grabstätten und Grabdenksteinen der Erbauer und
mancher Gönner bildet jetzt die Seitenkapelle. Ein Kaplan
mußte täglich in der Spitalskirche Messe lesen (Stiftsbrief
von 1404). 1409 bringt die Stiftung einer zweiten hei¬
ligen Messe, 1427 Stiftung des St. - Magdalenen - Stiftes
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durch Barbara Herleinsperger, 1439 Einsetzung eines
obristen Kaplanes mit zwei Mitkaplänen. Erster obrister
Kaplan ist Vinzenz Santel, nach dessen Resignation Thomas
Koblinger. — 1462 und 1463 werden vier Kapläne für
die Spitalskirche und zwei Altaristen, d. i. zwei Messeleser,
der von der Puecherischen und der von der Hörleins-
pergerschen Stiftung aufgestiftet. — Der obriste Kaplan
wurde durch Bischof Ulrich von Passau und Pfarrer Teinstorffer
in das Spitalsbenefizium (jetzt Kloster) investiert und hatte
die drei anderen Kapläne zu erhalten.
Insgesamt waren also vier Schifersche Kapläne und zwei
Benefiziaten gestiftet. — Bei der Spitalskirche war auch
ein Friedhof (Ludl) und es mußte öfters ein Friedhofumgang
stattfinden.
1600 nennt sich der obriste Kaplan „Pfarrer" und war
auch Spitalmeister.