Die fortlaufende Erregung im Lande erforderte, daß die Stadt auch mit größeren Geschützen versehen wurde, so stand am Welsertor ein großes „Stuck" und unter dem schwer- beschlagenen Eisentor lugten „Doppelhackenbüchsen" bei den Schießlucken in den Stadtgraben hinaus. Beim Schmiedtor wurde die Aufzugbrücke wieder instand gesetzt und das Tor mit Geschützen wohl bewehrt. Auch das Schaunberger- und Peuerbachertor waren mit Geschützen wohl bestückt. Zu den kleinen Türln der Stadttore führten Stege mit Geländern und vor diesen waren „Stagetti" (spitze Holzpfähle). Zn den Laufgängen hinter den Stadtmauern wurden neue Stiegen gemacht, die teilweise verwachsenen Schießlncken der Stadt- türme wurden ausgeputzt. Außer den Geschützen auf den Stadttoren war aber auch im städtischen Zeughaus ein großes „Stuck" untergebracht. Als 1618 „der Graf"Z mit samt seiner Begleitung von seiner Hochzeit zu Linz in Eferding eintraf, wurde dieses ans einem Halbwagen ruhende Geschütz vom Büchsenmeister und seinen Gesellen abgebrannt. Der Seiler Schöberl hatte dazu Pechkränze verfertigt. In diesem Jahre wurde vom Landhaus zu Linz ein Zentner „Hackhen-Pulver" bezogen und von Achaz Lang zu Linz drei Zentner Blei. Früher wurde auch am Linzer Bartholomämarkt öfters Pulver eingekauft. Im dritten Bauernaufstand 1626 flu¬ teten am 24. Juni neuerlich Banernmassen beim Schaun- burgertor herein und auf den Toren von Eferding wehten nun die Fahnen des Bauernheeres. Als in der mörderischen Schlacht im Emlingerholz die Bauern nach tapferster Gegeüwehr vom kriegserfahrenen Feldherrn der katho¬ lischen Liga, Heinrich Gottfried von Pappenheim, besiegt wurden, flüchteten Reste des Bauernheeres beim Welser¬ tor in die befestigte Stadt, um sie alsbald wieder zu ver¬ lassen. Nach Mitternacht begab sich der Rat der Stadt mit den Schlüsseln der Stadttore in das Lager des Feldherrn am Schlachtfelde und meldete, daß die Bauern abgezogen seien und sechs Kanonen zurückgelassen hätten. Der Feldherr nahm am Morgen des 10. November 1626 von der Stadt Besitz. Wie wechselvoll die Ereignisse beim Welsertor im Verlauf von wenigen Tagen und Stunden! Zuerst siegbewußte Bauern, die gegen Raffel¬ ding und Emling trotteten; dann später Züge von Ver¬ wundeten, dann wieder manch ein Troß von Bauern, zwar besiegt, aber trotzdem ungebrochen und sofort mehrere Stunden in wilder Folge; am anderen Morgen der sieg¬ reiche Feldherr mit einer malerischen Truppe von Offi¬ zieren, durch das Gewölbe des altersgrauen Tores reitend, angestaunt von der Bürgerschaft. Das Dankgebet für den erfochtenen Sieg wird der tiefreligiöse Neiteroffizier Pappenheim vielleicht schon im Marienkirchlein im Tal Gott dargebracht haben. ,Jm vierten Bauernaufstand war wieder Eferding hart bedrängt. Im September 1632 wurde von den Bauern die Vorstadt in Brand gesteckt und die Rauchschwaden wälzten sich gegen das Peuerbachertor. Die Bauern hatten ein befestigtes Lager ans der Hagleiten, dessen Lage noch heute deutlich er¬ kennbar ist. Ein Sturm der kaiserlichen Truppen auf die Hag¬ leiten mißlang und über die Zugbrücke des Peuerbachertores zogen fluchtartig die Fähnlein der Kaiserlichen unter Graf WernerTilly, ihnen auf den Fersen die sieghaften Bauern. Die Stadttore wurden aber doch noch rechtzeitig geschlossen. Die Wälle und Tore waren mit Soldaten und Bürgern besetzt, jenseits des tiefen Stadtgrabens wogten die siegestrunkenen Bauernhaufen und Richter und Rat mögen um das Schicksal der Stadt gebangt haben, als neuerlich die Brandröte von Häusern außerhalb der Stadttore über das Peuerbachertor hereinleuchtete. Die Bauern rüsteten juttt Generalsturm auf 0 (Aus einer Stadtkammeramtsraitung.) Ls dürfte fich um eine zweite Heirat des Besitzers der Herrschaft Eferding, Erasmus II. von Starhemberg, gehandelt haben. das Schmied- oder Peuerbachertor; ihre Erwartungen auf den Fall von Eferding wurden aber nicht erfüllt. Das gewaltige Bauwerk hielt unter umsichtiger Leitung der Verteidigung dem Sturm stand. Später rückte Graf Tilly, ein Neffe des berühmten Feldherrn Tilly, gegen die Hagleiten, vereinigte sich mit den von Wolfsegg kommenden Truppen des Grafen Khevenhüller und durch die Uebermacht der Truppen wurden die Bauern gezwungen, das Lager auf der Hagleiten zu räumen. Auch die Soldaten waren keine Engel, die Stadtbewohner werden unter der Einquartierung stark gelitten haben. Ein Vermerk im Stadtarchiv besagt, daß im Schmiedtor die Büchse mit dem Wagengeld von den Soldaten gestohlen wurde. Die Frau des Ratsdieners Gschmeidler hatte aber nachher „nach ihrer Aussag" doch noch 6 Schilling 28 Pfennig bis Jahres¬ schluß eingenommen und getreulich abgeführt. Die Tore waren jetzt längere Zeit regelmäßig besetzt und für Licht und Kerzen Das Schiforkirchleiir. in den Wachstuben in den Toren waren größere Ansgabeposten ausgesetzt. Am Schmiedtor mußten größere Reparaturen vorgenom¬ men werden. Der Sturm der Bauern 1632 war ja nicht spurlos an diesem Bauwerk abgeprellt, 1634 wurde ein Teil vollständig mit Schindeln gedeckt, 1635 erhielt der andere Teil ein Ziegel¬ dach. Im Jahre 1689 war der Besuch des Grafen Ernst Rüdiger von Starhemberg mit seiner zweiten Gattin Josefa Gräfin von Jörger angekündigt und die Stadt rüstete sich zum Empfange des heldenhaften und siegreichen Kämpfers gegen die türkischen Heere und ruhmvollen Verteidiger Wiens 1683. Hans Georgen Geissenhofer, bürgerlicher Maler, malte die Stadt- und Herrschaftswappen über den Eingängen zu. den Stadttoren neu, Hans Holzhäuser lieferte das Leinöl zum Anstreichen der hölzernen, eichenen Balken der Tore; außer¬ dem wurde das Mauerwerk des Schaumbnrger-, Schmied- und Welsertores von Maurern vollständig renoviert und geputzt. Das Welsertor erhielt überdies neue Dachrinnen und der innere Teil des Schmied- oder Fleischertores wurde neu gepflastert. 337