Im Jahre 1883 hatte die Stadt Eferding den Erfolg, von der k. k. Statthalterei die Abhaltung zweier jährlicher Pferde¬ märkte bewilligt zu erhalten. Der Krieg mit seiner unglücklichen Zwangsbewirtschaftung und unbeabsichtigten Förderung des Schleichhandels, die versäumte Ueberbrückung der Donau und die Zugkraft der mächtigen Handelsmetropole Wels haben den Wochenmarkt dem Verfalle entgegengeführt. Die Jahrmärkte haben in ihrer heutigen Form durch das geänderte Wirtschafts¬ leben ihre ehemalige, großartige Bedeutung verloren. Das Kind der neueren Zeit, der Pserdemarkt, bezeugt aber durch seinen oftmaligen Massenbesuch, daß Eferding doch Zentrmn eines hochstehenden, wirtschaftlichen Produktionsgebietes ist, dessen Erzeugnisse weit und breit bekannt sind. Eferdinger Erdäpfel und Gurken, Kraut und Rüben, Most, Kirschen- und Zwetschkengeist sind so berühmt, wie einstens die Eferdinger schwarzen Hafnerwaren, Weber- und Schmiedeerzeugnisse, die als Produkte des Eferdinger Gewerbes hinauswanderten in die oberösterreichischen Gaue. Schon 1867 nmchte man den schüchternen Versuch in Eferding, sich die neue Richtung und Belebung des Fremden¬ verkehres und des Wirtschaftslebens zu eigen zu machen, man veranstaltete eine Ausstellung (mit Volksfest) und hatte damit vollen Erfolg. Nach einer langen Ruhepause ist nun ein rühriges Komitee darangegangen, im Anschlüsse an die großen, historischen Fest¬ lichkeiten aus Anlaß der Siebenhnndertjahrfeier auch eine reichhaltige gewerbliche, industrielle und landwirtschaftliche. Ausstellung zu veranstalten. Sind auch die Tage der ruhmvollen Blütezeit deutscher Handwerkskraft, des Handelsemporiums der Passauer Bischöfe auf ihrer Enklave auf österreichischem Boden, des einstmaligen Zentrums der Schaumburger Grafen für Eferding nur mehr geschichtliche Erinnerung geblieben, die Jahrhundertfeier und die sich anschließenden Ausstellungen und Versammlungen sollen zeigen, daß auch das kleine Städtchen Eferding im20.Jahr- hundert nicht rasten und rosten will und seinen bescheidenen Platz auf deutscher österreichischer Erde behaupten, vertiefen und stärken will. Zur Gefd)ic§te der äatQosifdjen Tfarre Cferbing Von Benefiziat Maximilian Ecker. In der „Topographie" von Josef Weißenbach lesen wir über die Anfänge der Stadtpfarre Eferding folgendes: Adalbert, ein edlerFranke,dervondemnachmaligenKönigePipinimJahre 747 zum Markgrafen an der Enns verordnet war, sein Bruder und Nachfolger Ottokar III. und der Vetter dieser beiden, Tutto, hatten niit großem Geleite eine Römerreise unternommen und vom Papste Paul I. (757 bis 767) zum Zeichen seiner Dankbarkeit für die ihm gegen die Langobarden geleistete Hilfe auf eigenes Ansuchen die Leiber der heiligen Märtyrer Hippolyft Quirinus und Arsatius erhalten. Nachdem sie also mit diesen Schätzen unter dem Segen des Papstes an die Enns und in die bayerische Mark zurückgekommen, fingen sie also- gleich an, verschiedene Kirchen auf ihrem Grund und Boden zu erbauen, reichlich zu dotieren und mit ihren Reliquien aus¬ zustatten. Der Markgraf ließ drei Klöster erbauen, so Tegern¬ see 756 durch Adalbert und Ottokar, wo sie die Gebeine des heiligen Quirinus niederlegten, eines in der bayerischen Mark (Ostmark), wo sie die Leiche des heiligen Hippolytus, Ritters und Märtyrers, niederlegten. Die Chronisten von Tegernsee geben das Kloster St. Pölten in Niederösterreich dafür an. Da aber dieses Land in den Händen der Avaren war, so war an diesem Römerorte einstweilen eine Klostergründung un¬ denkbar und es wurden die Gebeine des heiligen Hippolyt in der von diesem Markgrafen erbauten Kirche zu Eferding, auch St. Pölten genannt, hinterlegt. Eferding ist die einzige Kirche von Oberösterreich, die dem Reiterheiligen Hippolyt geweiht ist." So Weißenbach. Andere bringen die im Eferdinger Becken begünstigte Pferdezucht in Verbindung mit der Verehrung des heiligen Reiters oder Rittersmannes Hippolyt. Der Pfarrsprengel Eferding oder doch Teile desselben gehörten ursprünglich zu der älteren Pfarre Hartkirchen, welche urkundlich 898 das erstemal als Pfarre auferscheint. Im Jahre 1144 übergab Bischof Riginbert von Passau die Kirche vonEferding an das Kloster St. Rikola und Eferding kommt als selbständige Pfarre urkundlich das erstemal 1209 vor.. Der erste Pfarrer hieß Leutold. Die Pfarrkirche war dem heiligen Hippolyt geweiht und ursprünglich in romani¬ schem Stil gebaut; an ihrer Stelle wurde später die präch¬ tige spätgotische Kirche errichtet. Die Pfarre war bedeutend größer an Ausdehnung als gegenwärtig. Die Abgrenzung gegen Hartkirchen einerseits und anderseits gegen Alkoven blieb bestehen, doch gegen Buchkirchen, St. Marienkirchen und Waizenkirchen und später gegenüber Feldkirchen a. D., haben sich die Grenzen bedeutend geändert. Außer den jetzt noch zu Eferding gehörigen 42 Ortschaften umfaßte die Pfarre noch die Ortschaften Löppersdorf, Vitta, Rexham, Scharten, Herrenholz, Steinholz, Finklham, die jetzt zur Pfarre Scharten gehören und bei Errichtung dieser Pfarre und deren Aus¬ scheidung aus dem Pfarrgebiete Eferding im Jahre 1784 zum neuen Pfarrgebiete Scharten geschlagen wurden. Vmn jetzi¬ gen Pfarrsprengel St. Marienkirchen, gehörte die Ortschaft Lengau, von der Pfarre Prambachkirchen, die erst 1775 aus dem Pfarrgebiete Waizenkirchen ausgeschieden wurde, gehörten die Ortschaften Obergallspach, Hundswies, Dachsberg, Stein¬ grub zu Eferding. Von der jetzigen Pfarre Stroheim, die auch erst 1784 errichtet wurde, gehörten zu Eferding die Ortschaft Stroheim bis zur Pfarrkirche. Anderseits kam die Ortschaft Brandstatt und Teile der Ortschaft Au bei Brandstatt zu Efer¬ ding und wurden ans der Pfarre Feldkirchen a. D. im Jahre 1783 ausgeschieden. Es ist das auch ein Beweis dafür, daß in früheren Jahrhunderten das Schwerwasser der Donau seinen Lauf mehr gegen Eferding zu genommen hat als später. In den früheren Pfarrgrenzen von Eferdin g lagen außer den Kirchen innerhalb der Stadtmauern und außer der Wallfahrts¬ kirche Maria in der Scharten noch einige Kirchen mit Fried¬ höfen, so in der Ortschaft Fraham, woselbst der „Kirchmayr"- Banernhof sich befindet und von dessen Friedhofgrund usw. zum Stift St. Michael eiu Zehent zu leisten war; ferner das Gotteshaus zu Ober-Rudling, eine Stiftung derer von Ruod- ling oder Ruedling, wo der Burgberg mit Gemäuer zu sehen ist und am Friedhoffeld wiederholt zahlreiche Gebeine ge¬ graben wurden. Vielleicht war auch im Besitze derer „von Lichtenwinkel" ein Burgkirchlein. Außerdem gehörte das Schloß Dachsberg oder Daxberg bis 1785 zum Pfarrsprengel Eferding, woselbst ja auch eine Schloßkapelle bestand und noch besteht. Wann und wie diese Kirchen zu existieren aufgehört, ist einstweilen nicht festzustellen, ebenso auch nicht, wann und auf welche Weise seinerzeit die Zusammenlegung dieser Kirchensprengel zu der ausgedehnten Pfarre Eferding stattgefunden hatte. 351