34 Zweiter Teil. Die materielle Lage der Bevölkerung. Um ein Bild von den Ernährungsverhältnissen der Zivil bevölkerung Lilles während des Krieges geben zu können, muß zuerst festgestellt werden, wie groß der Nahrungsmittel bedarf ver Liller Bevölkerung war. Für diese Feststellung sind alle Nahrungs mittel auf ihren Eiweisgehalt und auf die Zahl der Kalorien umge rechnet worden. Unter Anlehnung an die Zahlen R u b n e r s , der für seine Arbeitskategorien 2445—3362Z Kalorien pro Kopf und Tag fordert und unter der Berücksichtigung, daß das weibliche Geschlecht mit seinem etwas geringeren Nahrungsbedarf den über wiegenden Teil der Bevölkerung von Lille ausmachte, ist ein Durch- schnittsbedarfssatz von 2800 Kalorien pro Tag und Kopf angenommen worden. Was den Eiweißbedarf anbetrifft, so ist Schum bug auf Grund zahlreicher Untersuchungen 1913 zu dem Ergebnis gekommen, daß die meisten Menschen in Deutschland und Amerika bei mittlerer Arbeitsleistung mit 70 g verdaulichem Eiweiß auszu kommen vermögen. Daß diese Mengen nicht zu hoch gegriffen sind, beweisen die in dem von E l tz b a ch e r herausgegebenen Buche „Die deutsche Volksernährung und der englische Aushungerungsplan" berechneten Zahlen. Hiernach betrug vor dem Kriege in Deutsch land der tägliche Verbrauch an Nahrungsmitteln auf den Kopf der Bevölkerung 92,9 g Eiweiß und 3642 Kalorien. Da die Gewichtsmengen der vom spanisch-amerikanischen Komitee sowie vom holländischen Verpflegskomitee gelieferten Waren für das lokale Versorgungsgebiet der Stadt Lille nicht be sonders ausgewiesen sind, sondern nur für kn gesamten Regional verband Lille, zu dem im ganzen 26 Gemeinden gehörten, war es notwendig, auch den Nahrungsmittelbedarf auf die Bevölkerung des ganzen Regionalverbandes zu berechnen. Kalorienbedarf der Bevölkerung. Durchschnittsbevölkerung Zeit Milliardenkalorien 1915 . . 296 300 Aug.-Dez. 126.9 1916 . . 286 600 Jan.-Dez. .289,5 1917 . . 257 700 Jan.-Juni 130,6 Eiweißbedarf der Bevölkerung. August bis Dezember 1915 3167,1 t Januar bis Dezember 1916 7246 8 t Januar bis Juni 1917 3258,0 t 7 ) Rubner fordert für seine Arbeitskategorie I (leichte Arbeit) 2445 Kal. — Arbeitskategorie II 2868 Kal. — Aibeilskategorie III 3362 Kal., für ganz außergewöhnliche Leistungen aber (oberbayer. Holzarbeiter) bis 6100 Kal.