104 Norddeutsche Buchdruckerei und Verlagsanstalt, Berlin SW. 48. aus dem Futtermittelgeschäft verdrängt werden. Die Futterknappheii wird jedoch erst dann gemildert werden können, wenn eine Einfuhr zu angemessenen Preisen einsetzen wird. Dann wird auch der all gemeine Marktpreis allmählich in gesunde Bahnen gelenkt werden. Ob für die Übergangszeit eine künstliche Preissenkung bei den aus ländischen Futtermitteln durch Gewährung von - Reichszuschüssen zweckmäßig wäre, kann dahingestellt bleiben. Eine solche Aktion würde so enorme Mittel fordern, daß unter den jetzigen Verhält nissen nicht daran gedacht werden kann. Es muß der freien Ent wicklung überlassen werden, wieweit der Handel eine Einfuhr von Futtermitteln in Anbetracht des Weltmarktpreises und des inländischen Bedarfs erzielen kann. Eine Zwangsregelung, wenn auch vielleicht in milderer Form als bisher, wird bei jenen Futtermitteln noch beibehalten werden müssen, die ein Nebenprodukt eines noch unter Zwangswirtschaft stehenden Hauptstoffes darstellen; hierher gehören die Kleie, die Melasse und die Ölkuchen. Bei der Kleie und den Ölkuchen kommt noch in Betracht, daß sie in erster Linie zur Steuerung der Milchnot dienen und daher bestimmten Be darfsstellen zugeführt werdÄ sollten. Ob Melasse im kommenden Betriebsjahr für Futterzwecke verfügbar sein wird, hängt von dem Umfang der Zuckerproduktion ab, die durch Kohlennot und Arbeiter mangel aufs ernsteste gefährdet ist. Alle anderen Futtermittel sollten aber möglichst bald dem Handel freigegeben werden. Dies gilt ins besondere auch von den Mischfuttern und Ersatzfuttermitteln beä Kriegsausschusses, die, wie erwähnt, schon bisher bei der öffentlichen Verteilung vielfach nur schwer untergebracht werden konnten. So fern der freie Markt sie ablehnt, wird die Erzeugung, als nicht mehr wirtschaftlich, eingestellt werden müssen. Die Kriegsmaßnahmen aus dem Gebiete der Futtermittelwiri- schaft haben zweifellos manche Härten mit sich gebracht; sie waren, wie alle durch die Not diktierten Einrichtungen, nicht fehlerfrei. Der vorurteilslose Beurteiler wird aber anerkennen müssen, daß sie zur Deckung des Futterbedarfs unseres Heeres notwendig waren uno daß der Verkehr im Jnlande, namentlich die Zufuhr von Lebens mitteln und der Betrieb der Kriegsindustrie, nicht ohne sie hätte aufrecht erhalten werden können. Von der Landwirtschaft und vom Handel sind auch auf diesem Gebiete große Opfer gebracht worden; sie waren aber nicht zu umgehen, wenn die Hejmat unserem Heere die schuldige Hilfe leisten wollte.