63 Druck von A. Seddel & Cie. G. m. b. H., Berlin SW 61. 18. Mai 1917 ist -bereits eine Überwachungsstelle für Ammoniak dünger gebildet worden, 'die den Absatz von schwefelsaurem Ammoniak nach diesen Gesichtspunkten kontrollieren wird. Nicht alle Unebenheiten werden auf -diesem Wege beseitigt werden können. Klagen über privatwirtschaftliche Ungerechtig keiten werden immer noch -an der Tagesordnung, bleiben und nicht ohne weiteres von der Hand gewiesen werden können. Aber bei verständnisvollem Zusammenarbeiten mit den leitenden Männern der Industrie und des Handels und bei scharfer Kon trolle seitens der Staatsgewalt wird es möglich sein, hinter der Belieferung des alten Kundenkreises eigensiichtige Beweggründe anderer Natur zurückzudrängen und damit, wenn auch nicht zu einer privatwirtschaftlich -gerechten, so Loch zu einer staatlich zweck mäßigen Verteilung der Düngemittel zu gelangen. Es ist zuzugeben, daß das so gewonnene Ergebnis nicht voll befriedigend ist. Die Durchführung der, Kriegswirtschaft auf vielen anderen Gebieten hat auch die Befriedigung des privat- rechtlichen Gerechtigkeitsbedllrfnisses möglich -gemacht; auch bei den künstlichen Düngemitteln werden derartige Wünsche mit Nachdruck laut werden, aber sie werden während des Krieges, kaum zu befriedigen sein.. Der Grund ist die Unmöglichkeit der Bewirtschaftung; der tiefere Grund dieser Unmöglichkeit selber aber ist ein systematischer. 'Öffentliche Bewirtschaftung von Lebens mitteln ist verhältnismäßig leicht, weil Verteilungsfehler sich ver bessern lassen. Öffentliche Bewirtschaftung von Produktions mitteln ist erheblich viel schwieriger und -gefährlicher, weil Fehler in der Befriedigung der Produktion schwieriger zu verbessern sind als Fehler in der Befriedigung des Konsums. Immerhin ist die Bewirtschaftung noch verhältnismäßig einfach dann, wenn es sich um die Produktionsmittel für eine Produktion handelt, die nach rationellen, kapitalistischen Grundsätzen -arbeitet und ihren Be darf an Produktionsmitteln einigermaßen einwandfrei von vorn herein feststellen kann. Schwierig, ja wegen der großen Gefahr eines Fehlgriffes unmöglich wird die Ausführung aber dann, wenn es sich um Produktionsmittel für eine Produktion handelt, bei denen der Verbrauch nicht einfach rechnerisch festzustellen ist, bei denen vielmehr die Verwendung bis zu einem starken Grade nach rein erfahrungsgemäß gewonnenen Anschauungen vor sich geht. Da das in der Landwirtschaft der Fall ist, so ist eine öffent liche Bewirtschaftung der landwirtschaftlichen Produktionsmittel äußerst gefährlich.