5 scheiden und von der menschlichen Einwirkung bisher im all gemeinen als kaum sehr stark abhängig angesehen werden können, liegt der Fall bei den sogenannten „Mineralstoffen" völlig anders. Es ist die Aufgabe der Industrie geworden, der Landwirtschaft jene Verbindungen, deren sie zur Erzielung größtmöglicher Ernten bedarf, in einer Form zur Verfügung zu stellen, in der sie von der Pflanze leicht verarbeitet werden können. Wir wissen jetzt, daß die eingangs erwähnte Annahme L i e b i g s, es sei ziemlich gleichgültig, in welcher Form der Ersatz der dem Boden durch die Ernte entzogenen Bestandteile erfolge, unzutreffend ist. Gerade die Form der Anwendung der verschiedenen Pflanzennährstoffe entscheidet in vielen Fällen über den Erfolg, der unter Umständen bei Außerachtlassung gewisser Erfahrungen sogar ganz ausbleiben kann, selbst wenn man scheinbar alles Mögliche getan hat, um den Ertrag zu steigern. Hier liegt vor allem das wichtige, in dieser kurzen Darstellung nicht im einzelnen näher zu behandelnde höchst schwierige Arbeitsgebiet des wissenschaftlichen Agrikultur- chemikers vor, dessen Ergebnisse leider so oft der überzeugenden Genauigkeit und Eindeutigkeit ermangeln, aus dem Grunde, weil sein Arbeitsgebiet, der Boden, niemals als eine konstante und stets reproduzierbare Größe anzusehen ist, und weil die äußeren Bedingungen (Bearbeitung und physikalische Beschaffenheit des Bodens, Feuchtigkeits-, Temperatur- und Witterungsverhältnisse aller Art) einer Verallgemeinerung der im Einzelfalle erzielten Ergebnisse vielfach entgegenstehen. So gehört die Agrikultur- chemie auch heute noch, trotz der vielen glänzenden und mit un endlicher Mühe und Sorgfalt durchgeführten Versuchsarbeiten, zu den Wissenschaften, deren allgemeine Ergebnisse sich nicht so sehr als stets gültige Gesetze, vielmehr nur als gewisse, an sich durch aus richtige Regelu darstellen. Diese Regeln erleiden aber unter äußeren Umständen auch vielfache Ausnahmen. So erklärt es sich, daß die Anschauungen der Agrikulturchemiker iiber manche grundlegenden Fragen der Düngerlehre häufig einer ge wissen Mode unterworfen gewesen sind. Ganz ähnliche Verhält nisse weisen ja auch einzelne Zweige der Medizin auf. Das soll und kann in keiner Weise, in der Medizin wie in der Agrikultur- chemie, einen Vorwurf gegen jene Männer bedeuten, die durch ihre mühevolle Tätigkeit sich den Dank der ganzen Nation im vollen Maße verdient haben und ihn jetzt im Kriege ständig noch besonders verdienen. Es soll aber die Tatsache erklären, wie es kommt, daß die Anschauungen in der landwirtschaftlichen Düngerlehre im einzelnen, was zi B- die Bewertung und die Ver-