Die Versorgung Deutschlands mit Düngemitteln vor und in dem Kriege Von Professor Dr. H. Großmann, Privatdozent an der Universität Berlin. I. Allgemeines Die Bedeutung der künstlichen Düngemittel nicht nur für die Landwirtschaft, sondern für Staat und Gesellschaft ist, wie so vieles andere auch, in Deutschland erst während des Weltkrieges der Allgemeinheit mit größerer Klarheit zum Bewußtsein ge kommen, und doch hat schon vor mehr als 75 Jahren I u st u s Liebig, dessen Name auch heute selbst bei unsern Gegnern stets mit der größten Achtung und Verehrung genannt wird, in seinem unsterblichen Werk: „D i e organisch e Chemie in ihrer Anwendung auf Agrikultur und Physiologie" (1840, Braunschweig, F. Vieweg) über den rationellen Betrieb der Landwirtschaft Ausführungen gemacht, deren anregender Einfluß sich auf mehrere Menschenalter hinaus erstrecken sollte. Auch heute noch, im Zeitalter des englischen» Aushunge rungsplanes, können die folgenden Sätze L i e b i g s in ihrer klassischen Einfachheit als geradezu richtunggebend für die Gegenwart wie für die Zukunft angesehen werden: „Es gibt kein Gewerbe, das sich an Wichtigkeit mit dem Ackerbau, der Her stellung von Nahrungsmitteln für Menschen und Tiere ver gleichen läßt; in ihm liegt die Grundlage des Wohlseins, der Ent wicklung des Menschengeschlechtes, die Grundlage des Reichtums der Staaten, er ist die Grundlage aller Industrie." Wie aber muß sich der moderne Betrieb der Landwirtschaft vom Standpunkt Liebigs und seiner Nachfolger gestalten? Hören wir auch hierüber diesen erfotgreichen Vertreter der chemischen Wissenschaft in Deutschland: „AIs Prinzip des Ackerbaues muß angesehen werden, daß der Boden in vollem Maße wieder erhalten muß, was ihm genommen wird. In welcher Form dies Wiedergeben geschieht, ob in der Form von Exkrementen oder von Asche oder von Knochen, das ist wohl ziemlich gleichgültig. Es wird eine Zeit kommen, wo man den Acker mit einer Auflösung 1