[teiger n. Uber die Angemessenheit dieses Gedankens dürfte kein
Streit bestehen; fraglich ist nur, auf welchem Wege diese durchaus
erwünschte, ja notwendige Hebung der Produktion zu erzielen sei.
Über den einzuschlagenden Weg ist eine Klarheit bisher nicht erzielt
worden, oder besser gesagt, man ist sich über das Grund
gesetz der P r o d u k t i o n s st e i g e r u n g nicht einig g e -
w o r d e n. Man wird in dieser Beziehung drei Richtungen
unterscheiden können. Die Grenze nach der einen Seite stellt die
Forderung dar, d a s f r e i e S p i e l d e r ^ r ä f t e n> a 11 e n
z u lassen, vor allem die Höchstpreise aufzuheben. Nach dem
Gesetz von Angebot und Nachfrage würden dann die steigenden Preise
der dringenden Nachfrage selbsttätig zu einem vermehrten Anbau, bzw.
zu einer vermehrten Aufzucht von Vieh führen. Diese Ansicht, die
namentlich von Richard Calwer, aber auch von landwirtschaftlichen
Kreisen vertreten wird, scheidet — abgesehen von den theoretisch
gegen sie zu erhebenden Bedenken — praktisch aus; es ist nicht
möglich, mitten im Kriege den Versuch eines völligen Umbaues
unserer Nahrungsmittelwirtschaft zu machen, auf die Gefahr eines
völligen Zusammenbruches hin. Die von ihr vorausgesagte Wirkung,
Steigerung der Erzeugung durch den Anreiz höherer Preise, kann
schließlich auch im Rahmen der bisherigen Höchstpreispolitik erreicht
werden.
Die entgegengesetzte Grenzforderung ist die Befür-
wortung eines P roduktionszwanges. Man will an
den Bedarf der Bevölkerung als Grundlage der weiteren Maß
nahmen anknüpfen, und will der Landwirtschaft die Erzeugung des
errechneten Bedarfs vorschreiben. Es soll also an die Stelle der
bisherigen Konsumtionspolitik eine Produktionspolitik ausgeprägtester
Art gesetzt werden. Diese Forderung ist gerade in der letzten Zeit
wiederholt, sowohl in parlamentarischen Verhandlungen wie in der
Presse, ausgesprochen worden. Es soll hier gezeigt werden, was an
dieser Forderung als berechtigt und durchführbar anerkannt werden
kann. Um das Ergebnis gleich vorwegzunehmen: Sie erscheint, folge
richtig zu Ende gedacht, völlig unmöglich, aus Gründen, die teils in
der Natur der landwirtschaftlichen Produktion selbst, teils in der
des Produzenten liegen. Nur in vereinzelten Fällen ist der Zwang
als Ergänzung anderer Maßnahmen denkbar.
Denn — und das ist die dritte Richtung — ein plan
mäßiger Ausbau der bisherigen Ansätze zu
einer P r o d u k t i o n s p o l i t i k ist allerdings erforderlich.
Diese Produktionspolitik wird keineswegs in Gegensatz zu der bis