1. Ordensleben. ist kein erfreuliches Bild, das das Ordensleben gerade vor Beginn des abge- I V laufenen Jahrhunderts bietet. Das Wort,,Josefinismus" erklärt diesen Tief- All I stand in Schlägl wie in den übrigen Ordenshäusern Oesterreichs. Noch unter Abt Siard II. Dengler, in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts, blühte die Dis ziplin, der Chor wurde statutengernäß gehalten, teilweise bei Nacht/) es gab keinen Mangel an Ordensmitgliedern und das Stift konnte die ihm anvertrauten Seel sorgsposten leicht mit tüchtigen Kräften versehen, es bestand noch ein Zusammen wirken mit den übriger: Ordenshäusern, eine freundliche, dienstbereite Nach barschaft, eine treu gehaltene Gebetsverbrüderung mit den Klöstern der Um gebung, z. B. Goldenkron, Hohenfurt, Wilhering. All dies änderte sich infolge der josefinischen „Reformen". Der gute Ordensgeist schwand, der Zusammen hang der Ordenshäuser löste sich auf. Jedes Haus lebte für sich und stand -in jeder Beziehung unter der Bevormundung des Staates, der in die innersten Ordensdinge hineinregierte. Es gab keinen Verkehr mehr mit dein Ober haupte des Ordens, mit dem Oberhaupte der Kirche. Der Orden selbst wurde durch die Aufhebung der reichsdeutschen Klöster in zwei Hälften, eine östliche und westliche, zerrissen, ein Riß, der auch gegenwärtig noch klafft. In den Ordensstatuten war durch staatliche Organe jeder Satz durchstrichen und unleserlich gemacht worden, der vom Ordensgenerale, welcher ja in Frankreich seinen Sitz hatte, handelte. Der Orden als Gemeinschaft hatte in Oesterreich aufgehört, die wenigen von der Aufhebung verschonten Häuser waren zusammenhanglose Ruinen des einst so stattlichen Baues. Das Traurigste war aber, daß inan diesen Zustand vielfach gar nicht be klagte, ja als Befreiung von alten drückenden Fesseln auffaßte. Mit dem Ordens geiste war auch die Ordenszucht fast gänzlich geschwunden. Das Chorgebet war größtenteils verstummt (nur die kleinen Horen und die Vesper ohne Komplet wurden noch gemeinsam gebetet), die Klausur beseitigt. Das Ordenskleid wurde g Die Ueberlieferung meldet, daß ein Diener zur Winterszeit, in einen Büren- velz gehüllt, die Kerzen der Chorherren „schneuzen" mußte, ein kleines Idyll des Wald- klosters.