22 „Für Eure gute Meinung bin ich sehr dankbar, Herr Graf!" „Ich versichere Euch übrigens auf mein Ritter- wort," fuhr der Graf fort, „daß ich Euch mit Ver gnügen als meinen Schwiegersohn sehen werde, falls Euch Ludmilla zu ihrem Gatten nimmt. UebrigenS über lasse ich eS Eurer Einsicht, Euer Benehmen gegen sie entsprechend einzurichten." „Der Abstand zwischen Eurer Tochter und mir ist zu groß, als daß eS mir in den Sinn kommen könnte, um ihre Hand mich zu bewerben. Doch erlaubt »ir jetzt, daß ich beide Damen ehrerbietig begrüße!" „Mit Vergnügen!" sagte der Graf. Jetzt trat ein Page mit der Meldung in das Gemach, daß aufgetragen sei. Zwei Diener hoben den Grafen aus dem Lehnstuhle empor, und unterstützten ihn auf dem Gange zum Speisesaale. Adalbert folgte ebenfalls der Einladung. — VI. Stolz gegen Stolz. Adalbert hatte in einem Vorgemache seine Rü stung abgelegt und trat nun in den Speisesaal, wo der Graf schon wieder in einem Lehnstuhle von rothem Sammt, mit Goldstickereien verziert, saß. — Avalbert trat ein; er war ein sehr schöner, kräftiger und blü hender junger Mann mit großen, dunkelbraunen, freunv- lich leuchtenden Augen und einer schöngebogenen Nase; sobald sich die Lippen öffneten, sah man zwei Reihen weißfunkrlnder Zähne. Beide Schultern wurden über wallt von einer reichen Fülle kastanienbrauner Haare; seine Gestalt war von fast riesiger Größe und stand mit allen Theilen des Körpers im vollendetsten Eben maße. Um seinen Hals hing eine meisterhaft gearbei