256 Je mehr ich Liebe, Eifer und Feile auf Nr. 3 des „Witiko" an wendete, um es recht zu runden und einheitlich zu machen, desto begieriger war ich auf Ihr und Elifchers Urteil, dem ich gro ßen Wert beilege. Da es das erste Werk dieser Art ist, das ich in Witiko versuche, so bin ich meiner Schritte nicht sicher; ich mißtraue mir öfter und bedarf des Rates von Freunden. Na mentlich ist ein Punkt hier von Wichtigkeit. Ich bin durch die Natur der Sache von der gebräuchlichen Art des historischen Romanes abgelenkt worden. Man erzählt gewöhnlich bei ge schichtlichem Hintergründe Gefahren, Abenteuer und Liebes weh eines Menschen oder einiger Menschen. Mir ist das nie recht zu Sinne gegangen. Mir haben unter Walter Scotts Romanen die am besten gefallen, in denen das Völkerleben in breiteren Massen auftritt, wie z.B. in den „Presbyterianern". Es erscheinen da bei dieser Art die Völker als großartige Na turprodukte aus der Hand des Schöpfers hervorgegangen, in ihren Schicksalen zeigt sich die Abwicklung eines riesigen Ge setzes auf, das wir in bezug auf uns das Sittengesetz nennen, und die Umwälzungen des Völkerlebens sind Verklärungen die ses Gesetzes. Es hat das etwas geheimnisvoll Außerordent liches. Es erscheint mir daher in historischen Romanen die Ge schichte die Hauptsache und die einzelnen Menschen die Neben sache; sie werden von dem großen Strome getragen und helfen den Strom bilden. Darum steht mir das Epos viel höher als das Drama und der sogenannte historische Roman erscheint mir als das Epos in ungebundener Rede. In der Ilias ist es weniger Achilleus und sein Zorn, der vorgeführt wird (er tritt