196 Schwelle betreten hatte, und Ln welcher ich an andern Orten mit ihm zusammengekommen war. Als Dichter herrlicher Lie der und so manches Anderen und als Vorkämpfer für das Reine und Schöne ist er mir nicht gestorben, sondern es fiel mir auch schwer auf das Herz, daß Sie nun, teuerste Freundin, denMen- schen, an dem Sie doch mit größter Liebe hängen mußten, für dieses irdische Leben verloren haben. Wie Sie bei Ihrem tief empfindenden Gemüte die Nachricht mögen aufgenommen ha ben, davon sprechen meine Gattin und ich fast stündlich, und sie ermahnte mich sogleich nach meiner Rückkehr, ich möge unge säumt an Sie schreiben, was ich wohl auch ohne Mahnung ge tan hätte, weil ich es für eine heilige Freundschaftspflicht halte. Wenn uns ein Gegenstand der Liebe aus diesem Herzen entrückt ist, so empflndet das Herz oft eine unermeßliche Vereinsamung. Trostgründe sind da unrecht angebracht, sie füllen die Leere nicht aus; aber Liebe, die uns entgegenkömmt, verhüllt doch wenigstens den Abgrund. Sie haben uns beiden so oft ein schö nes Herz gezeigt, Sie sind uns mit einem so aufrichtigenWohl- wollen entgegengekommen, daß wir nicht anders konnten, als Ihnen unsere höchste Achtung und aufrichtigste, innigste Liebe zu weihen. Diese Achtung und Liebe, die immer vorhanden war, bringen wir Ihnen jetzt doppelt und bitten Sie, nehmen Sie die selbe als einen kleinen Trost in Ihrer Betrübnis an. Sie haben einen so edlen Bruder durch den Tod verloren, wie es wohl sehr wenige auf dieser Erde gibt, nehmen Sie als einen, wenn auch noch so kleinen Ersatz meine Gattin und mich als Schwester und Bruder an und lassen Sie uns einen Teil JhrerLeiden und Freu-