' f/ i-f j /Vb* L ^rMiUÌLL Sonderbeilage des Bundesdenkmalamtes in Wien fl/ DIE VERGASUNG DER PFARRKIRCHE IN KEFERMARKT UND IHRES GOTISCHEN SCHNITZALTARS Frühere Sicherungsarbeiten am Altare und Durchführung der Vergasung Von Oskar Oberwalder Kefermarkt ist eine Bahnstation der Strecke Linz— Budweis. Die große, dreischiffige Kirche des Marktes ließ der Besitzer des nahen Schlosses Weinberg, Christoph von Zelking, in den Jahren von etwa 1473 an erbauen1). Sie wurde am 30. Oktober 1476 geweiht2) und war von vorneherein als eine Wall¬ fahrtskirche zum heiligen Wolfgang in Konkurrenz zu jener von St. Wolfgang selbst, in der sich der berühmte Altar Michael Pachers befindet, gedacht3). Daher wollte der Erbauer der Kirche dafür sorgen, daß diese auch einen Hochaltar erhalte, der ein würdiges Gegenstück zum Pache r - Altar in St. Wolf¬ gang darstelle, und bestimmte in seinem Testamente vom 28. Oktober 1490, daß »zu aufrichtung der tafeil zu sand Wolfganng zu Kefermarkht zemaln und zu vergoltn« durch acht Jahre hindurch je 32 Pfund Pfennige und 50 Gulden ungarisch aus seinem Nach¬ lasse ausbezahlt werden4). Am 2. August 1491 starb der Testator. Der Hochaltar war jedenfalls schon zur Zeit der Errichtung des Testamentes in Bestellung gegeben; ob aber bereits daran gearbeitet wurde und wer mit dem Auftrage bedacht worden war, ist un¬ bekannt. Ebenso auch, ob der Altar mit Ablauf der achtjährigen Zahlungen vollendet war. Oberchristi nimmt das an5). Mit vielen andern möchte auch ich es bezweifeln. Wie der Altar bei seiner ersten Auf¬ richtung ausgesehen hat, ist nicht feststellbar. Jeden¬ falls besaß er damals ein anderes Aussehen wie heute6). Zu welcher Z^it er jedoch die jetzige Ge¬ stalt (Abb. 1) erhalten hat, ist noch nicht sicherge¬ stellt. Unbedingt vor dem Jahre 1849, aus dem sich *) Ignaz Zibermayer, »Die St. Wolfgangslegende in ihrem Entstehen und Einflüsse auf die öster¬ reichische Kunst« im 80. Berichte des oberöster¬ reichischen Musealvereins, Linz 1924, S. 214. 2) Zibermayer, S. 215. 3) Zibermayer, S. 212. Von demselben auch in »Michael Pachers Vertrag über die Anfertigung des Altars in der Kirche zu St. Wolfgang«, Mitt. d. Inst, f. österr. Geschichtsforschung, 33. Bd. (1912), S. 472. 4) Abdruck des Testamentes bei Florian Ober¬ christi, »Der gotische Flügelaltar zu Kefermarkt«, Linz a. d. D. 1923, S. 3 ff., in der Folge zitiert unter Oberchristi II und Seitenzahl. 5) Oberchristi II, S. 37, wo auch die diesbezügliche Ansicht Stifters mitgeteilt wird. 6) Oberchristill, S. 31, und Zeitschr. f. DenkmalpfL, III. Jg., H. 3, S. 99. id¬ eine zeichnerische Darstellung des Altars von dem Kaulbachschüler Karl von Binzer in der Bibliothek der Akademie der bildenden Künste in Wien erhalten hat (Abb. 2)!). Der historische Wert dieser Zeichnung ist einigermaßen umstritten. Der Statthalter von Oberösterreich, Eduard Freiherr von Bach, be¬ richtet in seiner Note vom 27. Juli 1853 an die k. k. Zentralkommission für die Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale, daß die Binzersche Zeichnung nach der Aussage Adalbert Stifters und des Bildschnitzers Rint »mehr eine Ansicht als eine baukünstlerische Zeichnung ist« und »manche Unrichtigkeiten ent¬ halte«2). Stifter selbst sagt in seinem, meines Wissens bisher noch nicht veröffentlichten Berichte vom 23. Februar 1855 an die gleiche Kommission, daß »diese Zeichnung in den Ornamenten sehr mangel¬ haft, in den Hauptfiguren ganz unrichtig« sei3). Da Stifter in seinem Berichte an den Statthalter von Oberösterreich vom 25. Juli 1853 ausdrücklich betont, daß vom Anfang an »das Ziel gesteckt wurde, die Theile (des Altars) wieder so aufzustellen, wie sie bei Beginn der Arbeiten angetroffen wurden«4) und an der Durchführung dieses Gedankens nicht zu zweifeln ist, die Zeichnung aber tatsächlich in vielen Details von dem heutigen Aussehen des Altars ab¬ weicht, so wird wohl die Beurteilung der Zeichnung durch Bach, Stifter und Rint, die sie mit dem Altare selbst vergleichen konnten, richtig sein, wenn auch der damalige Direktor der Akademie für bildende Künste in Wien, Hermann Ruben, erklärt hat5), »daß diese Zeichnung eine äußerst korrekte sein soll, nach der der Altar ein stilgerecht durchgeführtes Ganzes ist und nichts enthält, weder in ornamentaler noch in figuraler Beziehung, das einen störenden *) Die Datierung der Zeichnung ergibt sich nach Adalbert Stifter, »Über den geschnitzten Hochaltar in der Kirche zu Kefermarkt«. In A. St. Sämtlichen Werken, XIV. Bd., 1. Abt., Prag 1901, S. 312. 2) Akt des Bundesdenkmalamtes in Wien, Z. 43, aus 1853. 3) Akt des BDA., Z. 59, aus 1855. 4) Eine Abschrift davon in dem unter 2) zitierten Akt. Abgedruckt bei Fl. Oberchristi, »Zum Problem der Herstellung des Urbildes des Flügelaltares in Kefermarkt« in Christi. Kunstblätter, Linz 1916, S. 10. 5) Nicht approbierter Erledigungsentwurf in dem unter 3) zitierten Akt. I <• OÖLB LINZ