Eine gerechte Erbitterung gegen England hat jetzt, bei
Ausbruch dieses Krieges und seit man die Dokumente zu seiner
Entstehung kennt, in den Worten „Nation der Heuchler und
Lügner" sich Luft gemacht, und verdientermaßen; denn ob
das Land der „Gentlemen" diesen Überfall ganz von sich aus
planmäßig in Szene gesetzt, oder ob es nur zugesehen und
seine Macht nicht zur Hinderung benutzt hat, ist in allemWesent-
lichen völlig gleich. Daß England so gut wie allezeit ein poli
tisches Scheusal gewesen ist, ist indessen nicht neu. Man denke
doch an seine Rolle zur Zeit Napoleons I.: Nachdem alle
Völker des Kontinents sich zerfleischt hatten mit dem End
effekt der Erdrückung dieses Gewaltigen, ist es Englands würdig
gewesen, die Rolle des Kerkermeisters und Henkers zu spielen,
und man weiß auch, wie diese Rolle gespielt worden ist. —
Aber Politik und Kriege sind nicht eigentlich Sache der
Einzelnen und am allerwenigsten von Naturforschern hüben
und drüben. Jedoch, ich werde zeigen, einerseits, daß dieser
Krieg auch den Gelehrten und ganz besonders den Natur
forscher keineswegs kühl lassen kann und anderseits, daß es
überhaupt nicht Krieg und Politik ist, was auch mir die oben
zitierte Charakterisierung des heutigen Englands nicht fremd
erscheinen läßt. Das erstere liegt darin, daß der Naturforscher
die Wahrheit, die unverdeckte Wirklichkeit um ihrer selbst
willen und ohne alle Rücksichtnahme zu suchen und als das
Höchste zu schätzen gewohnt ist; ein Land, das gegen die
Wahrheit so planmäßig und vor aller Welt sich versündigt,
muß ihm als Ganzes und in allen seinen mitwirkenden Teilen
aufs äußerste verachtenswert erscheinen. Das Andere, daß
das innerliche Herabgesunkensein Englands gar nicht dieses
Krieges bedurfte, um dem Kundigen in geeigneter Situation
erkennbar zu werden, dies findet sich in Englands neuerer
wissenschaftlicher Literatur dokumentiert, die es mich schon
lange fühlen ließ, daß das heutige England es nicht mehr ver-