— 20 — 2ch halte es in der Zukunst für eine der wichtigsten Auf¬ gaben der österreichischen Unterrichtspolitik der Entwicklung des Mittelschulwesens größte Aufmerksamkeit zuzuwenden, unbe¬ kümmert um die politischen Einflüsse jeder Art, den Zudrang zu den Mittelschulen möglichst einzudämmen, solche nur dort zu errichten oder zu unterstützen, wo die Voraussetzungen für eine gedeihliche Entwicklung ganz gegeben sind und insbe- sonders in zielbewußter Weise alle Schultypen zu fördern, welche nicht zu akademischen Berufen führen, sondern die Bestimmung haben, dem Nachwuchs für die verschiedensten nicht akademischen und im Staatsleben so überaus wichtigen Berufe neben einer sachlichen eine allgemeine Bildung zu vermitteln. Vielleicht ist zu hoffen, daß dieser Krieg direkt einen Einfluß aus unser Mittelschulwesen nehmen wird; ohne Zweifel spielt wohl bei dem allgemeinen Zudrange zu den Mittelschulen der Umstand mit, daß ihre Absolvierung nicht nur zum Hochschulstudium berechtigte, sondern auch mit dem Rechte der militärischen Dienstleistung als Einjährig-Freiwilliger ver¬ bunden war. Die letzten Monate haben den großen Bedarf erwiesen, welchen ein moderner Krieg an Offizieren und an entsprechend gebildeten Unteroffizieren zeitigt. Eine Ausdeh¬ nung des Einjährig-Freiwilligenrechtes auf eine größere Anzahl von Schultypen kann ebenso diesem Bedürfnisse ent¬ gegenkommen, wie den betreffenden Schulkategorien zum Vorteil gereichen. Die Erörterung der Mittelschulverhältnisse leitet von selbst zur Besprechung der Hochschulen über. Unwillkürlich erhebt sich vor allem die Frage: Welche Konsequenzen zeitigte die Hypertrophie der Mittelschulen für die Hochschulen, wie waren diese in der Lage, die Überschwemmung mit Lörern zu ertragen, und welche Mittel wurden ergriffen, um den eventuell ungünstigen Wirkungen entgegenzutreten?