45 sich drei Gässchen in paralleler Richtung gegen den Schloss¬ graben hinziehen. Der neue Markt verdankt, wie wir bereits wiederholt angeführt haben, dem Bischof Wolfker seine Anlage. Die Anführung des alten Marktes im lonsdorfer Codex setzt auch den Bestand des neuen Marktes voraus. Die nicht unbe¬ deutende Zal der im obernberger Census Ortorum et arearum l) angeführten Realitäten, Beamten und Handwerksleuten, wie Calci- fex (Sichelmacher), Carnifex (Metzger), nautta (Schiffer), bal- neator (Bader), cocus (Koch) , panifex (Bäcker), metloefel (Leb¬ zelter), judex (Richter), decimator (Zehentner), scriptrix (Schrei¬ berin) u. a. deutet ebenfalls darauf hin, dass die Häuseranlagen nicht mehr blos auf den alten Markt allein beschränkt gewesen seien. Dass die Zal der Bürger zu Obernberg sich rasch ver¬ mehrt habe, beweist u. a. die Verkaufsurkunde des Amelbrecht von Aigeling über seine freieigenen Besitzungen zu Aichach an das Hochstift Passau ddo 9. Sept. 1281, in welcher unter den Zeugen erscheinen: „Pilgrim der vullaer, und der burgar ze Obernberg genuoch“ 2). Auch Adelige sassen bereits damals im Markte, wie Pernhardus de Weilpach, Gebhardus de Sioent, Cun- radus de Aeichech u. a., wie sie der lonsdorfer Codex erwähnt. Bald konnte auch der neue Markt die Zal der Ansässigen inner¬ halb der Thore und Gräben nicht mehr fassen. Manche von den Bürgern erscheinen schon im 13. Jahrhunderte an der Gur¬ ten und dem Nonsbach ansässig; der lonsdorfer Codex nennt Rapoto de Gurten und Cunradus de Nospach. Der Betrieb man¬ cher Gewerbe war überhaupt durch die Lage der Häuser an einem Gewässer bedingt. Deshalb wohnten die Müler, Lederer, Weissgärber, Färber und Bader immer ausserhalb der Thore an der Gurten. Ebenso mussten die Ansässigen) welche kleine Grundstücke besassen, ausser dem Markte an der Gurten oder am Nonsbach ihre Wohnung nemen. Nicht weniger war es für die Schiffer ein Gebot der Notwendigkeit, dass sie sich am Influsse niederliessen. Da aber diese Niederlassung für Schiffer und Fischer vielleicht schon zur römischen Zeit, jedenfalls viel früher als der alte Markt Obernberg selbst, gegründet worden ist, so ergiebt sich daraus, dass der Vormarkt Urfar am In- *) Mon. boic. 29., II., 230—231. *) Mon. boic. 29., II., 537.