Schwächung seines Lauptgegners, geschweige denn auch wirkliche Erfolge bieten konnte. So ist von deutscher Seite in Ostasien kein Schuß gelöst worden, als der Krieg zwischen den europäischen Mächten ausbrach. Man kaperte einen russischen Äandelsdampfer, man hielt ein japanisches Handelsschiff an und ließ es in der höflichsten und zuvorkommendsten Weise wieder frei, als seine Nationalität offenbar wurde. Das war alles. Als der japanische Minister des Äußern in der öffentlichen Kriegssitzung des japanischen Unterhauses ge¬ fragt wurde, welches denn die Störungen des Friedens in Ost¬ asien seitens Deutschlands gewesen seien, auf Grund deren Japans Bündnispflicht gegeben erschien, wußte er öffentlich keinerlei Ant¬ wort zu geben, und man beraumte eine geheime Sitzung an, in der darüber gesprochen werden sollte. Japans Minister mußten es ihrem Volke verschleiern, daß der Bündnisvertrag ein leeres Stück Papier war, daß nicht ein Friedensbruch in Ostasien, sondern daß ganz andere Gründe Japan zum Kriege geführt haben. Will man die Summe dieser Gründe richtig erfassen, so ist es nötig, in knappen Amriffen die ganze Entwicklung Ostasiens in den letzten Jahrzehnten zu zeichnen. I. Japans Aufstieg und seine Gründe für den Krieg mit Deutschland Ostasien stand in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts völlig unter dem Zeichen des raschen Aufstieges Japans zur Großmacht. Von dem Tage an, da der amerikanische Admiral Perry im Jahre 1854 den ersten Handelsvertrag mit Japan erzwang, bis zum Abschluß des englisch-japanischen Bündnisses und dem Siege des Mikado über Rußland erleben wir einen ununterbrochenen Aufschwung. Glühende Vaterlandsliebe, die sich nur zu oft bis zur Siedehitze des Chauvinismus erhob, be¬ seelte das Volk und ließ es überall innere Zerfahrenheit und Meinungsverschiedenheiten vergessen, wenn es galt, sich auszu¬ dehnen, neuen Boden zu gewinnen, neue Sprossen auf der Leiter zu erklimmen, die zur Führerschaft in Ostasien führen sollte. Der kriegerische Geist der alten Samurais war ohne Mühe umzuformen zu den Zwecken einer starken modernen Kriegsbereitschaft, zum