sahen es ein und bekannten die Nothwendigkeit einer Änderung; allein es geschah nichts oder sehr wenig! Weit berühmt war schon Soctor Martin Luther unter den Deutschen; man bewunderte seinen Muth, mit dem er öffentlich auftrat, da ihn: ja gräßliche Martern und Verbrennen bei lebendigem Seilte bevorstanden. Manchen Weltpriestern, Mönchen und Nonnen behagte die Aufhebung des Cölibates und der klösterlichen (Gelübde. Die Prediger des Lutherthumes trugen die Lehren aus den heiligen Schriften vor, von denen das Volk früher nichts gehört, welche selbst nur wenige Priester kannten oder stndirten. Da bald anfangs Gelehrte und Priester den neuen Lehren huldigten, so war es dem Volke noch viel weniger zu verargen. Besonders zahlreich wurden die Anhänger der lutherischen Lehren unter den Adeligen, welche in Folge ihrer Anzahl den Bann und das Jnterdiet nicht mehr scheuen durften, und Hoff¬ nung hatten, viele Güter der Geistlichen und der Klöster an sich zu bringen, was später auch sehr häufig geschah. In unserer Flußstadt, wie ja Steyrstadt aus Deutsch heißt, in unserer Eisenstadt/ verbreiteten sich die lutherischen Lehren schon von 1525 an. Hier wurden 1528 auch 12 hartnäckige Wieder¬ täufer enthauptet, und die Leichen verbrannt. Im nächsten Zahre belagerten die Türken Wien, worauf sie 1532 Stadel¬ kirchen , Dietach, Gleink und Wolsern plünderten. Immer mehr und mehr hatte in Steyr der Protestantismus zugenommen, als er 1545 vom bald beweibten Pfarrer Wolfgang Waldner, einem Gcirstner Benediktiner, und zwar öffentlich gepredigt wurde. Er blieb hier die herrschende Religion bis 1621. Die Dominikaner mußten schon um 1543 ganz von Steyr wegziehen, nachdem sie seit 1472 im eigenen Kloster sammt Kirche gehaust hatten. In dieses Kloster wurde 1559 das evangelische Gymnasium verlegt, welches um 1550 errichtet wordeu war, also gleichzeitig mit dem katholischen Kremsmünsterer. Jetzt konnten Bürgerssöhne von Steyr auf den protestantischen Universitäten zu Wittenberg und Leipzig stndiren, da die Wiener Universität 1552 unter die Aufsicht des gelehrten Jesuiten Canisins gestellt worden war. Im