allen anderen durch ihre Gelehrsamkeit und Frömmigkeit aus¬ 
zeichneten und die den Jüngling Ulrich vor allem um seiner 
Frömmigkeit willen gerne als einen der ihrigen gesehen hätten, 
oder soll ich noch mehr die Frömmigkeit des heil. Ulrich 
rühmen, die ihn als Priester und Bischof auszeichnete. Soll 
ich etwa davon reden, daß er als junger Priester alle seine 
Stunden theilte zwischen Studium und Gebet, ober soll ich 
davon reben, wie er sich ausmachte, um zu ben Gräbern ber 
heit Apostel Petrus unb Paulus ober nach Einsiebeln zu 
wallfahren, an welch letzterem Orte er ben heil. Wolfgang 
zum Priester weihte (965), ober soll ich bavou reben, wie er 
als Bischof nicht rnübe würbe, mit feinem Clerns bas Chor¬ 
gebet zu verrichten, ober bavou, daß er erfüllt von heiligem 
Eifer nach bamaliger Weise nicht einmal, sondern zweimal 
unb breimal an einem Tage bie heil. Messe las, ober soll ich 
anführen, daß er um seiner Andacht willen gewürdiget wurde, 
daß ihn die Heiligen selbst bei der heil. Messe bedienten, oder 
soll ich hervorheben, wie der heil. Ulrich mit besonderer An¬ 
dacht bie heil. Charwoche zu feiern pflegte, so baß er in dieser 
Woche vom Morgengrauen bis zur Abenbstnnbe in ber Kirche 
betn Gebete unb ben religiösen Hanblungen oblag, ober soll 
ich erzählen, tote er in ben Stunben ber Noth unb Bebrängniß, 
in den Stunden, da die wilden Ungarn mit ihren Sturm¬ 
werkzeugen gegen die Mauern Augsburgs anrückten, wie er 
in diesen Stunden der Angst mit seiner Gemeinde an den 
Stufen des Altares steht und vertrauensvoll um Hilfe ruft 
zu dem Herrn der Kriegsheere und wie diese feine Gebete 
erhört wurden. — Ich weiß wahrhaftig nicht, was ich dabei 
zuerst nennen und was ich ant meisten erheben soll, um euch 
davon zu überzeugen, wie gern und wie oft der heil. Ulrich 
im Hause des Herrn erschien und wie andächtig, wie in¬ 
brünstig er dabei dem Dienste Gottes oblag. 
Und in der That, andächtige Christen, wohin sollen wir 
fliehen, insbesonders in den Stunden der Trübsal unb Bedräng¬ 
nis;, in ben Stunben bes Unglücks unb ber Noth, wohin 
anbers sollen wir in solchen Stunben fliehen, als zu betn, ber 
uns ba vom Altare her zuruft: „Kommet zu mir ihr alle, 
bie ihr mühselig unb belaben seid, ich will euch erquicken". 
Wohin sollen wir fliehen in ben Stunben ber Versuchung, in