Arras und Valenciennes berauben, die durch alte flämische Ge¬ werbe berühmt waren; ließ seine berühmteste Kunst, die Malerei, in die französische übergehen und gab schon ein paar Jahrzehnte nach van Dyck, der bereits im weltmännischen Auslande gestorben war, nachdem ihm das bürgerliche Flandern nicht mehr genügt hatte, seinen nächsten großen Sohn und Künstler, Watteau, an Frankreich ab, zur Verherrlichung des Rokoko. Dieser französischen Werbekrast, die im 17. und 18. Jahr¬ hundert wirklich auf Kultur beruhte, stehen wir in Belgien heute wieder gegenüber, obwohl die französische Kultur auch hier längst zu einem Vorwände für französische Politik geworden ist. Die Franzosen haben während der großen Revolution Belgien erobert und hernach unter dem dritten Napoleon nochmals erobern wollen: sie haben, als sie damals in das Land kamen, die Kirchen des frommen Volkes ausgeraubt und geschändet, haben Tempelställe der Vernunft aus ihnen gemacht, die Brügger Kathedrale niedergerissen, die fürstlichen Standbilder vom Brügger Rathaus gestürzt und mit den Kunstwerken, die sich wegschleppen ließen, ihre neuen leeren Museen gefüllt: aber die französische Werbekraft ist bis heute geblieben. Sie ist nicht deshalb geblieben, weil es nun gerade die wallonische Bevölkerung gewesen wäre, die sich ihrer in besonderem Eifer bemächtigt und mit besonderem Nachdruck selbst bedient hätte; im Gegenteil, die wallonische Bevölkerung, als Unterschicht, als soziale Nassenschicht, ist viel zu proletisch-minderwertig und helotisch - unselbständig, viel zu ungebildet und auch bildungs¬ unbedürftig, um Politik und Kultur unter sich werben zu lassen. Aufgenommen und weiterverbreitet wird die französische Werbekraft vielmehr ausschließlich von Brüssel, von der belgischen Gesellschaft, von der großstädtischen Bevölkerung, von dem katho¬ lischen Klerus, von der französischen Presse, von allen jenen Ele¬ menten, die entweder alte und fertige Kulturformen gallisch¬ lateinischer Prägung für die höchsten halten, oder aber praktisch¬ literarisch im Lande und über das Land hinaus einer Weltsprache bedürfen, in der sie sich ausdrücken und verständigen können — wie denn die französische Werbekraft von niemand mehr bestätigt 16