Forderung der Iren im Jahre 1871 erhoben. Ein anderer pro¬ testantischer Ire, Stewart Parnell, der große Staatsmann in Irland, wandelte die Lomerulebewegnng aus ihrem revolutionären Charakter in ein organisatorisches parlamentarisches Vorgehen um. Große Linderniffe mußten überwunden werden. Nach einem neuen Ausnahmegesetz von 1881 durften alle Iren, die ungesetz¬ mäßiger Landlungen verdächtig waren, ohne Verhör ins Gefäng¬ nis geworfen werden. Über 1000 Iren, darunter auch Parnell, wurden verhaftet. Im Jahre 1886 nahm Gladstone die Korne- rulegesetzgebung, die Irland Selbstverwaltung und ein eigenes Parlament geben sollte, in das Programm der Liberalen auf. Im Jahre 1914 endlich gelang es der liberalen Mehrheit des Parlaments, das Äomerulegesetz durchzudrücken. Dieses Gesetz entspricht aber noch keineswegs der Forderung der Iren nach Selbstregierung und wird von der großen Mehrheit des Volkes nur als Übergang zur völligen Loslösung von England aufgefaßt. Die Engländer haben mit der Annahme des Äomerulegesetzes Irland keineswegs die ersehnte Freiheit der Selbstverwaltung ge¬ geben, sondern sie können den Zügel der irischen Selbstregierung jederzeit wieder in die Land nehmen, da in allen Fragen der Er¬ klärung, Ergänzung und Abänderung von Äomerule allein das Parlament in Westminster zuständig ist. Außerdem soll das Gesetz erst nach dem Krieg in Kraft treten, so daß es schon heute als eine Totgeburt bezeichnet werden darf. Selbst gegen die sehr beschränkte Selbständigkeit, wie sie das Äomerulegesetz darbietet, gibt es im Norden Irlands eine protestantische schottisch-englische Minderheit, die sogenannten Alsterleute, die sich mit aller Ge¬ walt gegen die Äerrschaft des irischen Parlaments sträuben. Die Alsterleute erfreuen sich der Unterstützung britischen Geldes und der Sympathien der streng protestantischen Kreise Englands und Schottlands, denen Äomerule heute noch ein Schreckgespenst ist. In Alster wurden geheime Wasfendepots angelegt, und die un¬ sinnigste Setze gegen die katholischen Iren wurde getrieben, z. V. wurde behauptet, daß die Iren ständig aus dem Äinterhalt schießen und das „protestantische Vieh" verstümmeln. Die Lage war sehr ernst. Ein Bürgerkrieg in Irland schien unvermeidlich. Da kam der Ausbruch des Weltkrieges. Es war gelungen, die irischen Parlamentarier dafür zu gewinnen, die Durchführung der neuen Verhältnisse in Irland bis nach dem Kriege zu verschieben.