20. z. 18. Immer noch marschiert Infanterie in endlosen Kolon¬ nen zur Front, Regiment auf Regiment, dazwischen Fuhrpark¬ kolonnen, Lastwagen. Die ganze Nacht keine Ruhe, immer das tauschen und Brausen, wie nahender Sewittersturm. Morgen soll der grosse Tag sein — der Angriff. Morgen wird alles Kampf sein, wird Blut fliesten, werden Siege erfochten. Morgen bin auch ich vielleicht schon tot. 21. z. 18. Ich bin aus dem Schlafe aufgefahren. Cs ist nach 2 Uhr, ein leises Zittern geht durch das Haus, ein dumpfes, stän¬ diges sollen dröhnt von austen herein, ein gleichmästiger Srund- ton, unterbrochen von stärkeren Schlägen. 6anz starke Schläge las¬ sen die Fensterscheiben erklingen und zittern in Möbeln und Haus¬ geräten nach. Das Trommelfeuer hat begonnen. Ich finde keinen Schlaf mehr; der Seist ist überwach und ge¬ spannt auf das Kommende. Bor Dämmerung stehen wir alle schon auf dem Flugplatz. Die Motore haben ihre Probetouren gemacht, und in langer Neihe stehen die Flugzeuge startbereit. Kaum einer spricht ein Wort, alles lauscht in das graue Däm¬ mern, nach Westen. Langsam wird es Heller, und mit dem Lichte kommt der Nebel. Wir müssen untätig warten. Oer Nebel breitet sich immer weiter aus und wird dichter und dichter. Stunde um Stunde verrinnt, von der Front rollt das Feuer un¬ bestimmter, gedämpft durch die weiste Wand. Teilweise scheint es ganz zu schweigen. 9 Uhr 30. Jetzt tritt die Infanterie zum Sturme an. — Und wir müssen immer noch warten. Endlich blitzt ein leiser Strahl durch den Nebel, die Sonne kämpft sich durch, und ein Slänzen geht über die Silberrümpfe unserer Flugzeuge. Hell leuchten die farbigen Abzeichen am Führersitze. Jetzt gibt es kein Halten mehr. Der Nebel weicht, wir starten. Drei Staffeln ziehen gegen den Feind. Das Kanalknie bei Bellenglise blitzt auf. Hier war die alte Stel¬ lung, hier raucht und qualmt die Erde aus tausend Kratern. Tiefe Ounsischicht verhindert die Sicht in die Weite. Wir kreisen 24