Königsberg. Dezember 1808. Oie Wohnung des Kriegsministers General von Scharnhorst. — Scharn¬ horst, die Gbristlieutenants von Gneisenau, von Bogen und von Grolman, kriegsrat Scheffner, die Staatsräte Süvern und von Schön. Gneisenau: Wan hat den Zeitpunkt versäumt. Auf die gegenwärtige Stimmung der Nation zur Selbstbefreiung wird Erschlaffung folgen, weil sie den Glauben verliert. Scharnhorst: Zn Österreich klagt man bitter über die ver¬ einte Tätigkeit unserer inneren und äußeren Feinde, die es zur Entlassung Steins gebracht haben. Graf Stadion sagt, man habe sich bei uns mit den Franzosen alliiert, um Alles zu stürzen, was der guten Sache anhängt. Schön: Österreich wird es einst bitter bereuen, den günstigen Augenblick versäumt zu haben,- der Himmel gebe, daß es nicht zu spät ist. Bog en: Zn Österreich zögerte man, weil man schon wußte, daß Stein auf der Nippe stand. Es war alles im frischesten Zuge, das nördliche Deutschland in Bewegung zu setzen und die Franzosen zu überfallen, dann hätten wir das zögernde Österreich voraussichtlich mitgerissen. Aber nun ist Preußen, das anspornen sollte, gelähmt. Süvern: Für die nächste Zukunft ist alle Aussicht vereitelt. Wahrscheinlich wiederholt sich unser deutsches Schicksal auch künftig, daß wir aus zwieträchtiger Gesinnung mit geteilter Nraft auf den Kampfplatz treten, statt daß Preußen und Öster¬ reich gemeinsam handeln. Scheffner: Zum ersten Male waren in Dsterreich und Preußen nicht etwa die Nabinette, sondern die Völker einig gewesen,- ein Gefühl der Not und des Hasses hielt sie verbunden. Das Beispiel Spaniens hat sie zum Widerstand ermutigt. Noch hatte Deutschland keinen verheißungsvolleren Augenblick für eine Erhebung erlebt. Nun ist durch die Entlassung Steins nicht nur diese Stimmung gelähmt. Cj* 131