Berlin. 24. (Df tob er 1806. Unter den Linden. Französische Truppen bilden Spalier vom Branden¬ burger Tor bis zum königlichen Schloß, hinter dem Truppenspalier große Volksmenge, alle Fenster sind von Zuschauern besetzt. Resignierte Stimmung. Um Brandenburger Tor hohe französische Offiziere und die Spitzen der staatlichen und städtischen Behörden. Lin Bürger: Ich bin erst vor einigen Tagen in Geschäften hier angekommen und ganz unbekannt. Könnt Ihr mir nicht sagen, wer diese hohen Herrn sind, die hier vor dem Tor den Kaiser erwarten. Zweiter Bürger: Da seid Ihr bei mir an den Rechten ge¬ kommen. Ich kann Luch alles erklären. Der französische Offizier dort am Tor ist der Marschall Oavout, er befehligt die Truppen, die in Berlin eingerückt sind. Oer Offizier rechts von ihm ist der General hullin, den Napoleon zum Gouverneur der Stadt er¬ nannt hat. Oer Herr an der Spitze jener Gruppe von Stadt¬ verordneten ist der frühere Gouverneur Sürst Hatzfeld. Erster Bürger: Ich glaubte, der Graf Schulenburg wäre Gouverneur. Zweiter Bürger: Ja, da habt Ihr Recht, aber er ist vor einigen Tagen mit den Truppen abgezogen und geflohen. So¬ gar die Waffen im Zeughaus hat er den Sranzosen überlassen. Ein Invalid e: Wenn wir unsern Men mit dem Krückstock noch hätten, wäre Napoleon, dieser verdammte Gottseibeiuns, nie nach Berlin gekommen. Ich war bei Roßbach dabei, da hat er's dem Sranzmann gezeigt. Meinen rechten Arm habe ich dort gelassen,- eine Kanonenkugel hat ihn weggerissen, aber ich denke trotzdem noch mit Stolz an den Tag und an unsern alten Fritz. Das Oenkmal auf dem Roßbacher Schlachtfeld hat Na¬ poleon zerstören lassen, aber den frühern Ruhm, den kann er uns nicht nehmen. Zweiter Invalide: Mein Bruder, der gestern aus Pots¬ dam gekommen ist, hat erzählt, daß Napoleon das Grab unseres großen Königs besucht hat. Seine Oegen und seine Orden hat 44