tanen unseres Königs wohnen, wer kann da bestreiten, daß
Indien im britischen Kaiserreich eine vorherrschende Rolle
spielen muß? Wenn wir zu diesen Tatsachen nun noch seine
oben erwähnte geographische und strategische Bedeutung hinzu¬
nehmen, dann vermögen wir seinen Einfluß auf die Politik der
Welt zu würdigen. Lassen Sie mich Ihnen dies noch aus
andere Weise darlegen: überlegen wir uns einmal, was geschehen
würde, wenn wir Indien verlören und eine andere Macht dort
an unsere Stelle träte — denn es ist undenkbar, daß Indien
selbständig bleiben würde —: wir würden seinen unschätzbaren
und unerschöpflichen Markt verlieren, den man uns durch Tarife
verschließen würde. Wir würden damit das, wie ich Ihnen
sogleich zeigen werde, hauptsächlichste, ja einzigste ausschlag¬
gebende Element unserer Streitmacht verlieren, unser Einfluß
in Asien würde schnell dahinschwinden, die Stützpunkte und
Kohlenstationen, die die Lochstraßen des Seeverkehrs umsäumen,
würden unseren Länden entgleiten, Australien wäre Angriffen
preisgegeben; unsere Kolonien würden sich selbst von dem ab¬
sterbenden Stamme trennen, und wir würden herabsinken zu einer
Macht dritten Ranges, uns zur Schande und der übrigen Welt
zum Gespött."
Land und Klima
Am die Bedeutung Indiens und seiner Menschenkräfte für
den Weltkrieg und die zukünftige Weltgestaltung richtig einzu¬
schätzen, werden zunächst einige statistische Angaben nützlich sein.
Das Britisch-Indische Kaiserreich umfaßt Vorderindien mit Be-
lutschistan und Birma mit einem Flächeninhalt von 4860000 qkm
(Deutschland hat 540000 qkm) und hat 315 Millionen Ein¬
wohner, von denen über 300 Millionen auf Vorderindien ent¬
fallen. Ceylon gehört nicht zum Kaiserreich Indien, sondern
bildet eine britische Kronkolonie unter besonderer Verwaltung.
Von der Ausdehnung Indiens macht man sich einen Begriff,
wenn man weiß, daß die Entfernung vom Südkap Komorin bis
zur Nordgrenze über 3000 km, die von der Westgrenze von
Belutschistan bis zur Ostgrenze von Birma sogar noch mehr be¬
trägt (von der Zugspitze bis zur dänischen Grenze sind knapp
1000 km). Die nach Süden schmal auslaufende Lalbinsel Dekhan
(d. h. Südland) hat noch auf der Breite von Madras eine west-
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