allen übrigen Teilen des britischen Weltreichs vertrauensvoll, aber auch mit Nachdruck, erhoben worden. An diesem Kongreß nahm ein Vertreter des Vizekönigs teil, und der Präsident der Provinz Madras erschien sogar einmal in eigener Person! Denn auch den englischen Machthabern sind unter dem Druck der Angst plötzlich neue Erkenntnisse aufgegangen. Im April er¬ klärte die halbamtliche „Westminster Gazette", das indische Ne¬ gierungssystem sei veraltet, die gebildeten Kreise Indiens seien politisch mündig, und diesem Amstande müsse Rechnung getragen werden. Aber es ist nicht anzunehmen, daß die Mehrheit der indischen Nationalisten diese Sinnesänderung des alten Wolfes, der seinen Zähnen nicht mehr traut, ernst nimmt. Was wir Deutsche erst durch diesen Weltkrieg gelernt haben, daß nämlich die Engländer als Nation alle Verträge und Versprechungen kaltlächelnd beiseite schieben, daß sie nur der Gewalt weichen, das wissen die Inder aus hundert bösen Erfahrungen schon lange. Vorläufig freilich scheint es den Engländern geglückt zu sein, die öffentliche Meinung Indiens über Arsachen und Verlauf des Weltkrieges zu täuschen, und nur die Mohammedaner sind mit ihrem politischen Instinkt auf unserer Seite. Dringt aber erst die Wahrheit durch, dann wird auch bei der gemäßigten Richtung unter den Lind» die Erinnerung an alle die gebrochenen Verträge und Versprechungen, an alle die Gewalttaten der Engländer gegen indische Fürsten und Völker wach werden, und sie werden wissen, daß von England nur durch Gewalt etwas zu erreichen ist. Der Aufstand Auf diesem Standpunkt steht ein Teil der indischen Patrioten schon heute. Die Führer dieser „Indischen National-Partei" dürfen sich in Indien nicht sehen lassen. Sie tragen seit Jahren die schwere Last der Verbannung und wirken aus der Ferne für die Befreiung Indiens. Die meisten leben in Amerika, von wo aus sie zu Beginn des Krieges eine stammende Kundgebung gegen England erlassen haben, andere in europäischen Ländern, bis zum Kriege besonders in Frankreich, dem vermeintlichen Lande der Freiheit. Aber auch in Indien selbst sind Tausende entschlossen, für die Befreiung der Äeimat alles zu opfern, und wenn wir hier von vereinzelten Attentaten und Anruhen hören, so dürfen 40