Stimmungsbilder aus dem Weltkrieg Meine flssentierung von Hermann vrtner, „fllso rasch, Vub. ver Kaffee wird kalt" mahnte meine Mutter. „ks ist schon höchste Zeit. Vas Wetter ist auch schlecht und in einer guten Stunde müßt istr in Srein sein." 5s war Kalb vier Ustr früst. — vaß denn die andern noch nicht da sind, die von pabneukirchen? Bei uns ist es nämlich Brauch, daß sich die Bebrüten, die zur flssentierung müssen, von den nasteliegenden Nachbarschaf¬ ten sammeln, um gemeinschaftlich den weg bis zur Balzn nach Srein an der vonau zu machen, von dort ging es erst nach perg, wo die flffentkommiffion istr stostes Tribunal aufge¬ schlagen statte. Serade als Schauspieler an das Landeststeater in Linz ver¬ pflichtet, war steute flssentierung, da mußte ich noch vorster auf einen kurzen Sprung in die Heimat kommen. Ich mußte, ob ich wollte oder nicht. Nach Hause stat's mich ja immer getrieben und meine Heimat war ja so schön, so ganz anders als alle Plätze der ganzen lieben, weiten Welt. Und so war mir damals eigentümlich zu Mute, war's die flssentierung? war's vielleicht das flbschiednestmen auf lange Zeit... oder noch länger.. ? vraußen stockfinstere Nacht, es schüttete in Strömen. Ver wind pfiff und steulte nach allen Negistern einer Sespenster- sonate. Meine Kameraden kamen noch nicht — kamen noch immer nicht. Nichts war zu stören als der fürchterliche wind und der klatschende Negen. Herrgott, das wird lieb werden, seufzte ich. — Noch was ist das? — storch, Mutter!?... ks Kam immer näster, näster und plöstlich brach es ganz gewaltig los. kin Jauchzen, ein übermütiges Zostlen und Schreien, kndlich find sie gekommen, ks mußte eine ganz ge¬ waltige Schar sein, nach dem Höllenlärm zu schließen. Va Kam Lina unser vienstmädchen stereingerannt und meldete, daß alle Burschen bei der „Srünen knie" in der Wirtstür ver¬ schwunden find. Ich statte meinen Kaffee ausgetrunken und mein Mutter! mastnte nun zum flufbruch. „Hast du alles eingepackt?" „Za, Mutterl!" „Hast das Zeugnis vom Herrn voktor auch eingesteckt?" „Za richtig das Zeugnis, auf das stätte ich bald vergessen, va, ich glaube das wird mir nicht viel steifen!" „vimm's nur", drängte sie, „man kann nie wissen." Ich steckte es ein. Meine Mutter drückte mir nun ein besonderes Paket an das Herz. „So, Bub, da stast du noch ein paar besondere Stückerl S'selchtes und Schinken zur Lastrt. Puch ein paar Srammelknödel stab' ich dir stineingegeben..." „Tausendmal vergelt's Sott, Mut¬ terl. Ich werd' mir's schon schmecken lassen und dabei an dich denken, — gelt?" Za wenn ich mein goldiges Mutterl nicht stätt', dacht' ich mir, „da ging's dir schlecht." fllles merkt sie einem an und alles errät sie. va, ich bin ja auch istr „kinziger" und da muß einem 's Mutter! mit Leib und Seele gestären. Sie und meine Heimat, das war für mich immer ein und dasselbe Heilige, das ich anbetete und in alle Himmel stob. „plso gest jestt in Sottesnamen und laß dich mit den Bur¬ schen drüben in Keine Händel ein, — gelt Vub? — So, und jestt noch das Weistwaffer!" Meine Mutter war ja immer eine streng fromme Zrau und das Weistwaffer Kam immer zum flbfchied. „Ver Herr fegn' und b'stüt dich" —. kin langer Kuß, ein fester vruck an mein goldiges, liebes Mutter! — und fort ging's. * kinjästrig-Zreiwilliger ver vegen goß noch immer unbarmsterzig sterunter. Ich ging nun ins Wirtsstaus, um meine Kameraden zu begrüßen, da doch viele mit mir in einer Schulbank gesessen. Mit einem stundertstimmigen Sejostle der versammelten „Burschensterr- lichkeit" wurde ich empfangen. „Servus Hermann!" „Servus Vrtnerstans!" „Servus, grüß euch!" „plso steit gestt's zur Stöllung, sakra, sakra, wann's m> nestman, wann's mi nestman, dann...?" — „va und wann's di nestman, Vrtner? sta? va wirst do a paar anständige Liter zastlen, — sterst, Hermann! —" ries einer dazwischen. „Und wann's mi g'stalt'n, sterst," plärrte ein anderer, „muaßt ma a schön's Büschl kas'n, sterst?" ..Himmelsternsakra, dös wird steit a Hest werd'n. — fl miar is scho all's vlunzen, — was Zranzl? — fluf dei wostl — sauf aus!" störte man von einer anderen Seite. Mit dieser ganzen lieben Horde mußte ich nun nach Srein. Nachdem ich einige Liter Vier zum Vesten gegeben und alle Burschen nun doch zum flufbruch drängten, atmete ich er¬ leichtert auf. — kndlich waren wir aus der rauchigen Stube draußen. Kein Stern blinkte, ver vegen statte etwas nach¬ gelassen. San; vorn, an der Spiste dieses eigentümlichen Zuges trugen einige Stallaternen. So ging es nun in ungebändigter Heiterkeit bergab, Srein zu. ks war ein schrecklicher weg, den ich nie vergessen werde, vie Straße war im Vau begriffen, daster mit vielen frisch aufgeworfenen Sruben und Steinstaufcn bedeckt, ks dauerte auch nicht lange, gab's vorn ein furchtbares Seschrei. wir laufen stin, ringssterum um einen Sraben stesten schon ein Teil der Burschen und leuchten mit istren Stallaternen stinein. vie löbliche Bauleitung statte es nicht der Müste wert gefunden, irgend ein Zeichen zum „Vbachtgeben" aufzustellen, va lag nun einer von den Unsern drinnen und jammerte beduselt in die dunkle vacht stinein. „Zessas, der Müller Hermann! — Ha! wia stat's di da eini drastt? — Zeffas, fchaut's den kunt'n an, na da legst di nieda." kinen andern stört' ich sagen: „Marand Zoses und der neuche Schirm is a zum Teirl. — va, so was. " — Unter Sesteul und unzästligen Krastausdrücken zogen ein paar stand¬ feste Burschen den Bedauernswerten aus der Srube, nastmen istn unter die flrme und schleppten istn mit bis zum Bastnstof der Stadt Srein. ver vegen statte jestt ganz aufgestört. Mit dem üblichen Sejostle nastten wir uns der Bastnstation, wo der Zug zur flbfastrt bereit stand. Mit Jauchzen wurden wir von den dort versammelten Vekruten empfangen. Herrgott, das war ein Se- drönge, ein Hin und Her und fluf-die-ZLße-treten. Ich drückte mich nun schlecht und recht durch, der Kassa zu. Ich statte meine Kameraden im Sedränge verloren und so löste ich mir allein meine Karte, kaum war ich fertig, stieß es schon: „kin- steigen!" — Jestt ging ein wastrer Sturm auf die Waggons los. „Zurück, — stink' einsteigen, — zurück!" schrie ein Kon¬ dukteur und ein anderer wieder: „kinsteigen — stöchste Zeit — vorn einsteigen...!" Vie Puffer, die ich bis zum kinsteigen bekam, konnte ich nicht zästlen, aber endlich war ich doch in einem Waggon verstaut, vie flbteilung war so überfüllt, daß ich aus der ganzen Lastrt, die glücklicherweise nicht gar zu lange dauerte stesten mußte, flls wir in perg ankamen, atmete ich erleichtert S0S