137 Weiße Nächte ine russische Patrouille war gefangen genommen worden. Man brachte sie zur Vernehmung ins Divisionsstabsquartier. Von den fünf Leuten sprach keiner Deutsch, und der Dolmetsch war nicht zugegen. Da meldete sich als solcher ein Gefreiter, dessen Talent bisher unentdeckt geblieben war. Fragen Sie mal, sagte der Ordonnanzoffizier, den ersten nach seinem Namen und seiner Heimat. Der Gefreite fragte zunächst noch nicht, sondern blätterte in einem deutsch-russischen Sprachführer. Dann fragte er; die Worte waren ganz richtig, aber die Aussprache war falsch. Ringsum sehr kluge Gesichter. Auf einmal glaubte der Gefangene zu be- greifen und antwortete mit Lebhaftigkeit. Seine Aussprache ver- stand wieder der Gefreite nicht. Auf diese Weise kam man also nicht weiter. Es wurde aber ein Bursche gefunden, der Polnisch und etwas Russisch konnte. Nunmehr ging die Vernehmung flott vonstatten. An einer schmalen, schwer zu übersehenden Stelle der Bzura befanden sich in dem Fluß zwei kleine Sandbäcke. Vom Ufer her waren Bretter herüber¬ geschoben worden, und so hatten die fünf Mann ungesehen das westliche Ufer erreicht. Vorsichtig waren sie einige Meter weiter gekrochen. Da sahen sie unsere Horchposten und wurden von diesen gesehen. Nun blieben sie liegen und überlegten, was zu tun fei. Wir müssen schießen, sagte der eine. Also schießen wir, sagte der zweite, schoß aber noch nicht. Es wäre doch viel besser, meinte der dritte, wenn wir die Gewehre hinwürfen und die Hände hochhöben. Gegenüber so viel Klugheit gab es keine Gegengründe. Die Ge- wehre wurden hingeworfen, die Hände wurden hochgehoben, die fünf Mann ließen sich seelenvergnügt gefangen nehmen. Was sie nun weiter berichteten, war zu erfahren für uns sehr wertvoll. Der Divisionskommandeur beschloß, die Nacht auf dem Gefechts- stand zu verbringen und diesen näher zur Front zu verlegen. Nach Einbruch der Dunkelheit ritten wir dorthin, vorsichtig im Schritt. Es hatte etwas gefroren, auf dem weichen Lehm lag