Vor (Ästende uf einem schmalen Feldwege am Rande eines Wäldchens senkrecht zu der asphaltierten Chaussee, die von Brügge nach Ostende führt, hielten wir an einem freundlichen Sonntagmorgen. Rechts und links von uns auf der rechten Seite der Chaussee in langer Reihe Munitions- und Fuhrparkkolonnen. Hin und her jagten Automobile und Radfahrer mit Meldungen. Wir warteten und warteten, ließen die Pferde tränken und füttem, es wurde Mittag, und wir ließen abkochen. Frisches Fleisch war zur Genüge da, denn erst gestern hatten wir geschlachtet. Auf dem Felde standen noch Kartoffeln, schnell war die nötige Menge ausgegraben und geschält. Holz gab es und Wasser auf dem kleinen Gehöft, vor dem wir hielten. Neugierig und freundlich schauten die Bauernfrauen unserem Treiben zu. Ihre Kinder waren längst mit unseren Leuten befreundet und halfen ihnen eifrig bei der Arbeit. Sie halfen auch Tische und Stühle in das Wäldchen tragen, wo wir im Schatten des goldigen Herbstlaubes höchst friedlich unser Mittagsmahl ver- zehrten. Sie hatten überhaupt einen sehr interessanten und ver- gnüglichen Tag. Mit den Soldaten durften sie speisen, empfingen von ihnen als ungewöhnliche Schleckerei unser kerniges Kommiß- brot, sie durften auf unseren Pferden reiten, während die Mütter voll Stolz den Mut ihrer Jungen bewunderten, die Mädchen spielten mit unserem sonst sehr ernsten Kammerunteroffizier Blindekuh. „Man sieht jleich, wat een richtjer Familjenvater is," sagten seine Kameraden dazu. Mehrere Gruppen von diesen hatten sich zwischen Holzhaufen und Strohmiete ein bequemes Lager hergerichtet und spielten mit Eifer Skat. Immer noch warteten wir auf Befehl. Vom vielen Auf- und Abwandern kannten wir schon jede schadhafte Stelle der Chaussee, tausend Meter aufwärts und abwärts. Die einzige Abwechslung für das Auge boten die vielen nach Brügge zu wandernden Zivilisten. Ein Teil von ihnen waren heimkehrende Flüchtlinge der Art, wie wir sie in den letzten Tagen vielfach ge- sehen. Aber jetzt kamen in größeren Mengen neuartige Gruppen.