133 „selber." „Der Mann rasirt sich selbst," — im Gegensatze zu — „Der Herr rasirt sich nicht selbst. Der Barbier rasirt den Herrn." Zur Erläuterung dienen verschiedene Fragen über die beiden vorgesührtcn Gegensätze, wie: „Wer rasirt? Der Mann. Wen rasirt er? Sich. Rasirt der Herr? Nein. Wer rasirt? Der Bar bier. Wen rasirt der Barbier? Den Herrn. Rasirt der Barbier auch den Mann? Nein. Wer rasirt den Mann? Er selbst. Rasirt sich der Herr auch selbst ? Nein. Wer rasirt ihn ? Der Barbier" u. s. w. Unmittelbar daran knüpft sich nun als Gegensatz die Vorstellung „lassen," in sofern dadurch ein Befehlen, ein Veranlassen aus gedrückt wird. — Man frage nämlich, ob der Barbier aus eigenem Antriebe den Herrn rasire, oder nach dem Genius der Geberden sprache: ob der Barbier allein und für sich gedacht habe, er wolle den Herrn rasiren; verneine dieses und stelle lebendig dar, wie der Herr den Barbier gerufen, ihm das Rasiren anbe fohlen hat, und wie er dabei nicht selbstthätig ist, sondern sich nur ruhig und leidend verhält. Dieses durch auffordernde Winke und Geberden dargestellte Befehlen lehre man bezeichnen mit „lassen." Durch die Frage: „Wer läßt?" hebe man hervor, daß nicht der Barbier, sondern der Herr das veranlassende Subjekt sei; und durch die Frage: „Was läßt er?" leite man den Schüler zur Ein sicht, daß die veranlaßte Thätigkeit „rasiren" das leidende Objekt und mithin in den Infinitiv zu setzen sei. — „Der Herr läßt sich rasiren. — Ich lasse mir einen Rock machen. Ich mache mir den Rock nicht selbst. Der Schneider macht den Rock." Die Vorstellungen: „erlauben, dulden, nicht hindern," welche gleichfalls mit „lassen" ausgedrückt werden, sind durch Ver gegenwärtigung passender Fälle zu erzeugen, durch entsprechende Miene und Geberde anschaulich darzustellen und der ersten Bedeu tung des „lassen" (befehlen) in Beispielen entgegenzusetzen. Z. B. „Der Vater hat die Kinder spazieren gehen lassen. — Der Hund läßt sich kratzen. — Der Bauer läßt das Pferd beschlagen. Das Pferd läßt sich beschlagen. Das Pferd des Offiziers hat sich nicht beschlagen lassen. — Er hat den Schlüssel fallen lassen. — Die Magd hat den Vogel entfliegen lassen." Die bejahende Miene und zugebende Geberde deutet die Vor stellung „erlauben" an; die Vorstellung „dulden, nicht hin dern" aber wird durch eine gleichgiltige Miene, durch passives Verhalten, Unthätigkeit und durch Verneinung der hindernden ab wehrenden Thätigkeit dargestellt.