30 unmöglich für eine Vorstellung ein Zeichen bilden, welches die oben angegebenen Eigenschaften besitzt. Ueber den eigenthümliche» Charakter der natürlichen Grberdensprache. Die natürliche Geberdensprache ist 1) schon an und für sich eine ungemein arme Sprache. Sie kann nämlich vermöge ihrer Natur nur die Erscheinungen, welche durch die Sinne und vorzugsweise durch den Sinn des Gesichtes wahrgenommen werden können, nachahmen und wie in einem Bilde darstellen; daher muß alles das außerhalb ihrer Sphäre liegen, was in der Erscheinung nicht klar her vortritt und somit auch nicht unmittelbar wahrgenommen wer den kann. Daraus erhellt, daß die Geberdensprache eine Menge Begriffe und Verhältnisse entweder gar nicht, oder doch nicht mit einem einzigen Zeichen so bestimmt darstellen könne, daß sie von allen anderen verwandten Begriffen und Verhältnissen genau und leicht unterschieden werden könnten. Namentlich kann, um nur einiges anzuführen, die Geberden sprache nicht ausdrücken: a) Begriffe von ganzen Geschlechtern, Ordnungen und Reichen. Sie hat nur wenige Zeichen, die für sich einzeln schon den Begriff darstellen und diese sind größtentheils Zeichen für Gattungsbegriffe und Thätig keiten. Die niederen Arten und Unterarten kann sie fast immer nur andeuten durch Verbindung des Zeichens für den Gattungsbegriff mit einem oder mehreren Zeichen, durch welche einzelne den betreffenden Arten und Unter arten zukommende Merknrale angegeben werden. So z. B. hat die Geberdensprache wol für den Gattungsbegriff Vogel ein bestimmtes Zeichen, nämlich die Andeutung des Schnabels; will sie aber den Artbegriff Henne darstellen, so muß sie mit jenem Zeichen auch noch etwa die Andeutung des Eierlegens verbinden. Oder will sie den Artbegriff Hecht darstellen, so muß sie zuerst den Gattungsbegriff Fisch durch die Geberde, welche das Schwimmen der Fische nachahmt, darstellen, und dann außerdem noch ein unterscheidendes Merkmal für den Artbegriff Hecht — etwa den lange» zusammengedrückten