29 und über den eigenthümlichen Charakter der Geberdensprache im Allgemeinen vorausgeschickt werden. Eigenschaften der Veberdenzeichen. Soll die Geberdensprache dem Zwecke der Mittheilung entspre chen, so müssen die einzelnen Zeichen: 1) deutlich sein, d. h. sie müssen die Crscheiinmgen und Ver hältnisse ganz getreu, wie sie wirklich sind, darstellen; sic müssen also die wesentlichen und unterscheidenden Merkmale ausdrücken, damit in der Seele dessen, an den die Mittheilung gerichtet ist, sogleich die richtige, beabsichtigte Vorstellung ge- wecket werde. 2) Bestimmt, d. h. jedes Zeichen darf nur für Eine und nie für mehrere verschiedene Vorstellungen zugleich gelten. Diese Eigenschaft folgt schon von selbst aus der Deutlichkeit der Zei chen; denn wenn ein Zeichen die wesentlichen Merkmale angibt, so kann es nur Eine bestimmte Vorstellung mit Ausschließung aller anderen bezeichnen. Daß die Zeichen bestimmt sein müs sen, fordert der Zweck der Mittheilung, der unmöglich erreicht werden könnte, wenn die Zeichen nur ganz unbestimmt, vag und allgemein wären, weil dann derjenige, dem etwas mit getheilt wird, immer im Zweifel sein müßte, welche Vorstel lung durch irgend ein Zeichen angedeutet worden sei. 3) Endlich müssen die Zeichen kurz sein, d. h. sie dürfen nichts . enthalten , was zur Wesenheit und zur Unterscheidung der be zeichneten Vorstellung nicht gehört; denn würden in das Zei chen außerdem auch noch andere Merkmale aufgenommen, so würden die eigentlich unterscheidenden Merkmale nicht so scharf und lebendig hervortreten, die Deutlichkeit und Bestimmtheit der Zeichen würde darunter leiden, und die Mittheilung durch Zeichen würde dann zu schleppend und langweilig werden. Damit der Lehrer solche Geberdenzeichen bilden könne, welche die genannten Eigenschaften haben, muß er selbst klare und deutliche Begriffe sich anzueignen streben. Er muß daher jede Vorstellung genau prüfen, in ihre Bestandtheile zerlegen, in ihre Ordnung ein reihen und die wesentlichen Merkmale derselben von den zufälligen wohl unterscheiden. Wer selbst keine deutlichen Begriffe hat, wer nicht weiß, zu welcher Ordnung ein Begriff gehöre, und durch welche Merkmale er sich von anderen ähnlichen unterscheide, der kann