-9 schützen, deren Aufstellung seit langem vorbereitet und heimlich bewerkstelligt worden war, aus den gewaltigen Kanonen unserer Kriegsschiffe donnerte der Hagel von Eisen und Feuer auf den Feind. Er war nicht leicht zu fassen, denn zahlreiche ausgezeichnete Deckungen, von der Natur geschaffen und nach allen Regeln der Kriegskunst ausgebaut, boten vortrefflichen Schutz. Aber unsere Artillerie arbeitete unermüdlich und unerbittlich an dem einmal begonnenen Werk und führte es mit geradezu mathematischer Genauigkeit zum gewollten Ende. Sie schwieg erst, als die feindliche Lovcenstellung sturmreif war. Das war der imposante Auftakt zur ruhmreichen Aktion der Lovcenbezwingung. Von zwei Seiten, von Norden und von Süden her wurde der Angriff gegen den Lovcenpaß gerichtet. Im Süden war der Solar ein 1308 Meter hoher Vorberg im Lovcenmassiv, im Norden die Höhe von Krstac das nächste Ziel der Infanterie. Von hier aus setzte sodann der entscheidende Angriff auf die montenegrinische Hauptstellung ein. Während die schwere und schwerste Artillerie von den um¬ liegenden Höhen, unterstützt von den Einheiten der Flotte, die aus ihrem Ver¬ steck in der Bai von Teodo und in der Bucht von Risano über Cattaro hinweg arbeiteten, die Gräben des Feindes mit vernichtendem Feuer belegten (Bild 2), rückte die Infanterie — es waren Truppen aus der ganzen Monarchie, ältere Jahrgänge und junge Burschen — langsam und vorsichtig gegen die zuge¬ wiesenen Abschnitte vor. Unser Bild 3 zeigt den Lovcen vom Krstacsattel aus gesehen. Der Vorder¬ grund des Bildes macht es deutlich ersichtlich, welchen schweren und gefahr¬ vollen Weg die Angreifer zu überwinden hatten, als sie dieses wüste, von den Abhängen des Lovcen aus vollständig eingesehene und beherrschte Terrain kämpfend zu durchqueren hatten. Gipfel und Hänge des Lovcen stellten sich in ihrer Gesamtheit als eine der modernsten, stärksten und bestbewaffneten Forti- fikationen dar. Mörserbatterien, schwere Haubitzen und viele mittelkalibrige Ge¬ schütze zogen einen Wall von Eisen und Feuer um den Lovcen; und über diesen Wall führte für unsere braven Truppen der Weg zur Höhe empor. Am Solar war eine mächtig ausgebaute montenegrinische Bastion zu überwinden, und der zähe Widerstand von Infanterieabteilungen, denen einige Batterien Feld- und Gebirgsartillerie eifrige Hilfe leisteten, mußte im heißen Nahkampf gebrochen werden. Am 8. Jänner hatte unsere Infanterie beiderseits, am Krstac sowie am Solar, die anbefohlenen Sturmstellungen erreicht; und nach kurzer Rast wurde am nächsten Tag zum Hauptschlag angesetzt. Den ganzen Sonntag (9. Jänner) und die darauffolgende Nacht währte der Angriff, bis in den ersten Morgen¬ stunden des Montag der Erfolg entschieden war: Die Ränder des Plateaus waren in unserem Besitz, der Feind war geworfen und räumte fluchtartig die Stellungen. Mit der Eroberung des Lovcen war das Schicksal Montenegros besiegelt. Der Fall der schier uneinnehmbaren Felsenburg, aus der das kühne Bergvolk schon so manchem kriegerischen Sturm trotzig Widerstand geleistet hatte, machte freie Bahn für die Truppen Österreich-Ungarns. Mit dem Hochgefühl des Sieges standen nunmehr die glücklichen Eroberer auf den Höhen des vielumworbenen