an Konstantinopel rührt, fällt allen Anrainern des Schwarzen Meers und des westlichen Mittelmeers mehr als empfindlich aus die Nerven. Dadurch wird unabwendbar und unmittelbar die Gefahr entfesselt, daß dem, der sich dessen unterfängt, ein Laufe vonMitintereffenten (vgl. Salandra am 4.Dezember 1914) und höchstwahrscheinlich von Todfeinden entsteht. Das mit allen Kräften hintanzuhalten, haben die Dreiverbandsleiter nach den bisherigen Kriegsereignissen sicherlich begründeten An¬ laß gehabt. Nun das Gegenteil eingetreten ist, spricht das nicht für sie und ihre politischen Fähigkeiten. Was droht im einzelnen dem Dreiverband von der Aufwerfung der Frage „Konstantinopel"? Bleibt auch dahingestellt, welche Macht des westöstlichen Kriegsbunds, falls er siegte, in der Tat Lerr am Goldenen Lorn würde, jedenfalls muß schon jetzt bei einer Erwägung dieser Möglichkeit von jedermann als wahrscheinlich angenommen werden, daß es Rußland wäre. Die Aussicht schon genügt, um Bulgarien gegen den Drei¬ verband mobil zu machen. Im Balkankrieg erst hat es gedacht, selber die Paläologenhauptstadt zu gewinnen. Dicht genug ist es daran gewesen. Rußlands drohender Einspruch hat es gehindert. Allmählich hat die Welt gelernt, wie tief bei den äußerlich wenig erregbar scheinenden Bulgaren innere Empfindungen gehen, wie ätzend bei ihnen Erbitterung und Laß aus verletztem National¬ gefühl fressen. Streckt der Zar, wie jetzt geschehen und durch sein öffentliches Bekenntnis zum sogenannten Testament Peters des Großen als sein festes Verlangen ausgewiesen ist, seiner¬ seits die Land nach der Stadt aus, so wird damit erbitterte Todfeindschaft Bulgariens gegen Rußland nicht.nur gro߬ gezogen, sondern zur Auslösung gebracht. Anstatt der einstigen Ergebenheit gegen den „Zar-Befreier", die zurzeit auch nur noch ein kümmerliches Dasein führt, wird im Lande wilder Laß aufflammen. Seit seiner Schöpfung besteht zwischen Bulgarien und Rußland ein tiefer, nie zu beseitigender Zwie¬ spalt über die Ausgestaltung seines politischen Daseins. Ru߬ land will grundsätzlich und kategorisch Bulgarien zu einem ge 6