Die Erneuerung des deutsch-russischen Kampfes um Livland 67 legenheit gewesen, die verwickelte und innerlich überlebte Konföderation von Rittern und Prälaten in Livland zu einem geschlossenen und starken Fürstentum zusammenzufassen, aber das hat Plettenberg nicht gewagt. Wahrscheinlich hätte die Säkularisierung des Ordensstaats, die Albrecht von Brandenburg in Preußen nur mit dem dürftigen Erfolge vornehmen konnte, daß ein schwaches polnisches Lehnsherzog- tum zustande kam, in Livland größeren Erfolg gehabt, wenn Pletten berg die Natur gewesen wäre, von sich aus die Verhältnisse zu formen und neu zu gestalten. Mit den livländischen Ständen in diesem Sinne fertig zu werden, dazu bot sich Gelegenheit. Auch die Städte waren zu haben, denn das Regiment der Bischöfe war durchweg entwurzelt, nachdeni Bürger und Adel der Reformation zugefallen waren. Auf dem Landtag zu Wolmar 1526 wurde Plettenberg die Säkularisation und das Landesfürstentum zu Livland von den Ständen so angetragen, daß er nur zuzugreifen gebraucht hätte. War doch im Jahre vorher erst der Hochmeister Albrecht von Brandenburg Herzog von Preußen geworden! Diese große Politik hat Plettenberg nicht gewagt. Er wollte sie wohl überhaupt nicht, denn sie lag nicht in seiner Natur. Er war ein treuer und tapferer Mann, voller Hingabe an seine Aufgabe als Meister des Ordens und Führer des Landes so wie es nun einmal war. Mit persönlicher Lauterkeit und Strenge der Lebensführung ver band er großes diplomatisches Geschick, wahrhafte Versöhnlichkeit und das größte Ansehen bei allen Zeitgenossen weit über die Grenze Liv lands hinaus. Kaiser Karl V. erkannte ihn, nachdem die Selbständig keit des Ordens in Preußen aufgehört hatte, als Fürsten des römischen Reichs deutscher Nation an, und nach dem Siege, den er über die Moskowiter erfochten hatte, kamen die Glückwünsche von weit her. Was er aber gegen den Ansturm von Osten verteidigte, war ein im Innern überlebter Organismus, eine unhaltbar gewordene Schale für den starken Inhalt der deutschen Kultur, die sich darin barg. Es hätte ein Neues auf diesem Boden gepflügt werden müssen, wenn die Kolonie aus die Dauer vor dem Zusammenbruch unter dem Mos- kowitertum hätte gerettet werden sollen. Als es klar war, daß der Krieg mit Moskau kommen würde, suchte Plettenberg auf alle Weise zu rüsten, mit Gesandtschaften an das Reich, an den Papst, an die Hansestädte, mit Bitten um starke Kriegswilligungen an die Stände, durch Verhandlungen mit Däne mark und Litauen, aber bei allem war der Erfolg gering. Mit Litauen kam ein Bündnisvertrag zustande, den der Großfürst Alexander nicht hielt, und die livländischen Stände, Ritterschaft und Städte, hatten gar keine Vorstellung davon, daß es galt, alle Kräfte des Landes zusammenzurufen. Von Pleskau aus fielen die Russen schon im s*