640 Militärischer Rückblick auf die hauptsächlichsten Kämpfe. < □□ Am IS. um 2 Uhr IO Minuten nachmittags wurde Monastir eingenommen. Die serbische Um klammerung scheint nicht so vollständig gewesen zu sein, wie man dies serbischerseits behauptet, da es Fethi Pascha gelang, sich mit einem Teile der Truppen nach Resna (IO Kilometer westlich von Monastir) durchzuschlagen und dort erneut Widerstand zu leisten. Die türkischen Truppen, verfolgt von den Serben, die zahlreiche Gefangene machten, zogen sich nach verschiedenen Richtungen zurück, ein Teil gegen Ochrida ein Teil gegen Korica über Malovista,- Iekki Pascha mit 7 bis 10 Batail lonen und 10 Geschützen gegen Florina; er wurde dort von der serbischen Kavalleriedivision an geblich aufgehalten und zersprengt; ein Bataillon der Donaudivision soll an diesem Kampfe teil genommen haben. Ein Teil der Truppen Dschawid Paschas soll ins Gebirge geflohen, am 1Y. jedoch frei willig nach Monastir zurückgekehrt sein; der größte Teil zog sich nach Korica. Die türkischen Verluste sind nicht verläßlich bekannt; sie sollen bedeutender gewesen sein, als in allen vorangegangenen Kämpfen; man spricht von 5OOO türkischen Gefangenen. Serbischerseits variieren die Angaben gleichfalls; offiziell wurden I5OO Tote und Verwundete zugegeben. Die Moravabrigade unter Kommando Oberst leutnant Milovanic scheint, nach den letzten Vachrichten, an den Kämpfen bei Monastir nicht teilgenommen zu haben; sie pazifizierte die Ge gend von Krusevo und wurde sodann nach Dibra entsendet, wo volle Anarchie geherrscht haben soll. ^ Die nach Florina entsendeten serbischen Truppen begegneten dort den griechischen, welche angeblich zum Kampfe bei Monastir zu spät eingetroffen waren. ^ , -’K * In der kurzen Zeit zwischen dem Ausbruch des Krieges und der Unterzeichnung des Waffen stillstandsvertrages hat sich Ungeheueres vollzogen. Europa mußte staunendzusehen, wie ein altes Reich End.e des unter den Schlägen verhältnismäßig junger und kleiner Staaten zusammenbrach und unter seinen Trümmern uralten Ruf militärischer Tüchtigkeit begrub. Staaten, denen Europa bisher wenig Achtung entgegengebracht hatte, wuchsen plötzlich empor an den eigenen Erfolgen, die ihnen wohl selber überraschend kamen: sie hatten fertig ge bracht, was größere Mächte vor ihnen vergeblich angestrebt hatten: die Zertrümmerung der euro päischen Türkei. Die Politik Europas geriet da rüber ins Wanken; gefährliche Fragen wurden durch die Ereignisse aufgeworfen, und mehr als einmal hatte es schon in dieser ersten Etappe des Krieges den Anschein, als sollte der Balkan brand sich nicht auf seinen Herd beschränken lassen. Es ist ein großes, ein gewaltiges Bild von weltgeschichtlicher Bedeutung, das an uns vor überzog, aber es ist kein in all seinen Einzel heiten erfreuliches Bild. Ganz abgesehen davon, daß der Krieg nach dem Worte des Dichters stets ein furchtbar wütend Schrecknis ist — in diesem furchtbaren Ringen vereinigten sich die Triumphe der modernen Wissenschaft und Technik mit den wildesten Instinkten, und neben hohem Heldenmut sehen wir die verbrecherischen Taten entmenschter Barbaren, die nicht Weib noch Kind in Feindesland schonten, die kalten Blutes nicht nur im Kampfe töteten, sondern auch nach -den Schlachten ihren Mordgelüsten stöhnten. Heroisch sind die Truppen der Balkanverbündeten, insbesondere der Bulgaren in Kampf und Tod gegangen, heroisch haben die türkischen Kern truppen Tod und Verderben über sich ergehen lassen, aber die siegreichen Waffen der Ver bündeten sind besudelt mit dem Blute unschuldig Hingemordeter, und das Blut derer, die im Vamen des Kreuzes hingeschlachtet wurden — selten hat die Welt eine schaudervollere Blas phemie erlebt! — rauchte zum Himmel! Gibt es eine ausgleichende Gerechtigkeit? Man ist leicht geneigt, diese Frage zu verneinen, aber auf dem Balkan ist den Greueln die Strafe furchtbar gefolgt: dem unschuldig vergossenen Blut entstand ein Rächer — in den Balkan staaten selbst. . . . rsten Teils.