628 Militärischer Rückblick auf die hauptsächlichsten Kämpfe. □o (III. Armeekorps) und Baba Eski (II., I. und IV. Armeekorps). Die Deckung übernahmen bei Kirkkilisse die 7. Infanteriedivision, bei Zenidze wieder gesammelte Teile des I. Armeekorps. Die seitens der Bulgaren angesetzte Um fassung des rechten türkischen Flügels durch die 5. und ein Drittel der Z. Division ist in folge von Geländeschwierigkeiten und mehr noch wegen des frühzeitigen Rückzuges der Türken nicht zur Einwirkung gelangt. Eine Verfolgung fand nicht statt. Der ganze bulgarische Ostflügel schob sich bei Kirkkilisse zusammen. Die beiden bulgarischen Armeen (III. und I.) haben am 24. und 25. Oktober mit ihrem Gros die Höhen südlich und östlich dieses Ortes, sowie die Straße Kirkkilisse—Adrianopel nicht überschritten. Die Fühlung mit dem abflehenden Gegner riß voll ständig ab. Die türkische Armee ist bei Kirkkilisse nicht den feindlichen Waffen, sondern ihrer eigenen minderwertigen Verfassung erlegen. Es hat sich erwiesen, daß sie — wenigstens zu Beginn des Krieges — auch zu einer kurzen taktischen An griffsbewegung nicht befähigt war. Von der Führung waren die notwendigen Anordnungen für Aufklärung, Sicherung und Wegerkundung, für die Befehls- und Vachrichtenverbindung zwischen Stäben und Truppen unterlassen wor den. Ohne Zusammenhang und Orientierung ging die Armee vor und blieb so in den Ge fechten und auf dem Rückwege. Die nicht einmarschierte Truppe kam in dem wegearmen, durch andauernden Regen auf geweichten Gelände nur mühsam vorwärts. Ihre Gefechtskraft hatte schon vor Beginn der Ope ration unter der fehlenden Friedensvorbereitung für die Verpflegung im Aufmarschgebiete gelitten. Während der Kämpfe am 22. und 23. Oktober haben Verpflegungs- und Munitionsergänzung gänzlich versagt. Stark durchsetzt mit unausgebil- deten Reservisten, nicht geübt, in größeren Ver bänden zu fechten, erlagen die Truppen nach den vorangegangenen Anstrengungen und Ent behrungen den moralischen Einwirkungen des Gefechtes. Bei einigermaßen objektiver Einschätzung der Armee dürften die in ihr liegenden Mängel der türkischen Heeresleitung nicht verborgen ge wesen sein. Daß diese trotzdem ihre Truppen in gewagter, vorzeitiger Offensive auf das Spiel setzte, muß als unverantwortlicher Fehler be zeichnet werden. Die Gefechte am 22. Oktober kennzeichnen sich als Bewegungsgefechte, zugleich als Einzel- gesechte der verschiedenen Divisionen ohne höhere Leitung, über die beiderseits angewandten Kampfformen fehlen sichere Rachrichten. Die Schlacht bei Bunar—Hissar—Lüle Burgas. Die über Baba Eski-Lüle Burgas zurück gegangene Truppe der türkischen Ostarmee (II., I. und IV. Armeekorps und Kavalleriedivision) hatte seit dem 26. Oktober hinter dem Kara- gatsch deresi in der Linie Karagatsch—Lüle Burgas erneut Front gemacht. Das III. Armee korps sammelte sich bei Viza,- bei Zuvali war das XVII., bei Saraj das XVIII. Armeekorps in der Bildung begriffen. Mit Rücksicht auf den immer noch unfertigen Zustand der Armeekorps und auf ihren bei Kirkkilisse bewiesenen geringen Wert wollte das Armeeoberkommando eine zweite Schlacht erst hinter dem Ergenefluß annehmen und ordnete dementsprechend den weiteren Rückzug an. Da aber im Falle weiterer Rückmärsche die komman dierenden Generäle erneute Auflösung ihrer Truppen befürchteten, verfügte auf ihre Vor stellungen hin Razim Pascha über das Armee oberkommando hinweg, daß die Südgruppe der Armee noch in der Karagatsch-Stellung zu ver bleiben hätte. Hierdurch kam es am 29. und 30. Oktober zu einer anscheinend geplanten, tat sächlich aber doch improvisierten Verteidigungs- schlacht des II., I. und IV. Armeekorps, für die ein klarer Befehl nicht ergangen war. Der Verbleib der Südgruppe in der Kara gatsch-Stellung hat zu ihrer Unterstützung die Mitwirkung des III., XVII. und XVIII. Armee korps notwendig gemacht, die gleichfalls wei terer Zeit für die Herstellung und Ordnung ihrer Verbände dringend bedurft hätten. Die Schlacht zerfällt daher in zwei, räumlich und teilweise auch zeitlich getrennte Kampfhand lungen auf einem südlichen und einem nördlichen Kampsflügel. Auf dem südlichen Flügel ist die von dem II. , I. und IV. Armeekorps eingenommene Stel lung von Ratur sehr stark. Der fast völlig deckungslose Hang fällt glacisartig zum Kara gatsch ab und bietet im Verein mit der Rie derung des tiefeingeschnittenen Flusses ein schwie riges Angriffsfeld. Auf der plateauartigen Hoch fläche zwischen dem Karagatsch und dem Kamur deresi waren die türkischen Jnfanterielinien so weit vorgeschoben, daß sie den ganzen Hang bestreichen konnten. Rachlässig ausgehobene Schützengräben boten nur ungenügende Deckung, dafür um so bessere Anhaltspunkte für die feind liche Artillerie; die türkische Artillerie hat im allgemeinen 500 bis 600 Meter rückwärts, teil weise auch näher hinter ihrer Infanterie in offener Feuerstellung gestanden. Die Frontausdehnung der türkischen Ver teidigungslinie betrug etwa 22 Kilometer, war mithin für drei, je 15.000 Mann zählende Korps,