Die Cholera. 305 □□ laßte. In das geräumte Zimmer brachte man einen kranken Soldaten. Aun zeigte es sich während des Krieges, das) jeder, der den Titel „Doktor" führte, von den Türken als Ar)t be trachtet und in Anspruch genommen wurde. So auch in diesem Falle. Dr. Bumiller dachte wahrscheinlich, das) er die Gutsbewohner durch Entgegenkommen freundlicher stimmen könne, und 'unternahm tatsächlich die Untersuchung des Kranken. Dadurch,,'zog er sich vermutlich selbst die Erkrankung M. des Kranken in San Stefano befand und der einzige andere Dragoman, den ein anderer Herr auf dem erwähnten Gute bei sich hatte, nicht die Erlaubnis erhielt, den Kranken transport nach San Stefano )u begleiten, da fein Herr ihn selbst nötig hatte. Lin voraus geeilter Bote brachte mir Aachricht von Dr. Bu- millers Kommen, ohne mich über seinen trau rigen Zustand M informieren. Wie erschrak ich, als ich neben dem Wagen stand) Die blau- fchwar^e Hautfarbe lies) nur zu deutlich erkennen, Flüchtlinge in Konstantinopel. Die Krankheit brach in der Aacht aus und war von den üblichen Krampferscheinungen be gleitet. Dr. Bumiller erkannte sofort, das) er ver suchen müsse, ärztliche Hilfe und bessere Unter kunft }ü erreichen und wurde, hauptsächlich dank den Bemühungen seines treuen Dieners Georg Wendel, auf einem Karren in Betten verpackt. So trat er einen wahren Leidensweg nach San Stefano an, denn die schlechten Fahrstraßen ver mochten die Stöße des Wagens nicht M brechen, und dazu kam, daß weder Dr. Bumiller noch sein Bursche sich mit den türkischen Begleitern )u verständigen vermochten, da sich der Dragoman Balkankrieg. um was es sich handelte. Erst auf meinen dritten Anruf sah er mich an, streckte mir eine fast schwane Hand entgegen und sagte matt: „Aicht davon sprechen." (Wahrscheinlich meinte er von der Cholera.) „Ach, wie freue ich mich, daß Sie hier sind." — Auf meine Frage, ob Ar)te besorgt feien, erwiderte er: „Das müssen Sie alles be sorgen." Aun kam eine etwas peinliche S)ene. Der stellvertretende Wirt weigerte sich, den Kranken ins Hotel aufzunehmen. Ich konnte nur ahnen, um was sich der halb neugriechisch, halb türkisch geführte Wortstreit drehte. Der in San Stefano eingetroffene Dragoman 39