Der Kamps um Adrianopel. 249 □□ das weitab vom Feinds doch ein Echo des Krieges ist. Der Mensch ist wenig. Das Tier ist nichts. Die peitsche fordert die letzte Kraft der er schöpften Kreatur, bis sie verbraucht und ver endet am Wege liegt. Es ist eine Faust von Eisenharte und ein Geist gesunder Brutalität, der hinter dem Trieb werk der großen Organisation und der verwegenen bulgarischen Offensive steht. Umsonst war dieses Volk nicht das Volk der Balkanpreußen genannt. Es kämpft, duldet und siegt, wie Preußen in seinen größten Tagen. Kein Ouentchen von Sentimentalität wird hier vergeudet. Wie es der Krieg gebietet, ist jede Kraft, jedes Rad nur in den Dienst des rückhaltlosen Drängens nach vorwärts gestellt. Der Mann, der bei karger Kost ohne Zeit an der Front in Kälte Wie bei uns entpuppt sich der schlichte schmutzige Soldat mit vierzehntägigem Stoppelbart als ein im Ausland ansässiger wohlhabender Ingenieur. Einem Mann aus Reih und Glied der Leib garde drückt der König als persönlichem Be kannten aus Sofia mit einem Scherzwort die Hand. Der erste Staatsanwalt der Hauptstadt trägt die Uniform des Reiters in der Schwa dron. Richt einmal ein Lachen haben die Herren für die ihnen selbstverständlichen Entbehrungen und Strapazen. Den Offizieren sind die Wider wärtigkeiten nicht arg genug. Sie flehen zum Himmel um Frost und Schnee, denn ihre Bauern sind an rauhe Witterung besser als die Türken, namentlich aus Kleinasien, gewöhnt. Gewiß wußten und sagten wir in Deutsch land längst, daß Bulgarien ein tüchtig geschultes, Befestigungen und Wetter steht, erhält keinen Brief von den Lieben, deren Vater oder Gatte er ist. Mögen sie sich die Augen aus dem Kopf weinen, mögen sie betteln gehen, wenn sie hungrig sind! Die Ration hat jedes Rad in den Dienst des Krieges und des Erfolges gestellt. Sie kann Postsachen nicht befördern. Gestern wurde ein seinen Verwundungen erlegener Offizier in das Grab gebettet. Dem Sarg, auf dem der Degen lag, folgte kein Kamerad, kein Untergebener, nur ein Häuflein von Landsturmleuten in Bauern tracht ohne Waffen. Kein Schuß hallt über das Grab eines Helden, denn jede Patrone, die das Heer ?u verschießen hat, wird vorn am Feind gebraucht wie jeder Kamerad des toten Offiziers. Und keiner klagt. In wortlos schlichter Seelengröße findet der Verwöhnteste sich mit Hunger, Schmutz und Widerwärtigkeiten ab. Balkankrieg. von Mrianopel. von kriegerischem Geist beseeltes Heer habe, aber erst aus der Rähe gesehen wurde aus Achtung die Bewunderung mit der Gewißheit, daß es Lorbeer pflücken werde. Roch scheint in Europa der Glaube zu herrschen, daß es möglich sei, ihm die Frucht des Sieges zu entreißen und in der Sprache der Diplomatie den Ztstus quo zu erhalten. Täuschen wir uns nicht! Die Preußen des Balkans kämpfen augenblicklich den Krieg, den die Preußen im Herren Europas im Jahre 1866 durchstritten. Sie wollen siegen oder unterliegen und werden wie die Preußen nach Königgrätz bereit sein, an einer neuen Front zu fechten, falls der Rachbar gegen eine Erweite rung ihrer Grenzen Einspruch erheben sollte. Wie weit die bulgarische Grenze sich nach Süden verschieben wird, steht noch dahin. Der Traum des letzten Troßknechtes auf der Heerstraße weift 32