Das osmanische Reich. 3 □□ Reformwerk im Innern )u interessieren und die osmanischen Diplomaten, die schon damals in dem berechtigten Rufe großer Klugheit standen, gingen daran, England gegen Rußland auszu spielen. Im Jahre 1851 warf Frankreich die Frage des Schuhes über die heiligen Stätten in Palästina auf und diese Gelegenheit benutzte Rußland, seine gefährdete dominierende Stellung der Pforte gegenüber geltend xu machen und Einräumung des Schuhrechtes über die griechisch- katholischen Untertanen des Sultans xu fordern. Im Vertrauen auf die Westmächte widersetzte die Türkei sich dieser Forderung. Rußland besetzte die Donaufürstentümer; 1854 begann der Krieg Mischen Rußland und den der Pforte verbündeten Westmächten. Rußland sah sich vollständig isoliert völlige Religionsfreiheit eingeführt und jedes poli tische Vorrecht des Islams im osmanischen Reiche aufgehoben werden sollte, erkaufte sich die Pforte die Aufnahme in die europäische Staatengemein schaft und den Mitgenuß des Völkerrechtes. Dieser Erfolg trug die Keime der Zersetzung des osmanischen Reiches in sich. Zunächst rief das Manifest den heftigsten Unwillen der Mohammedaner hervor, der sich in Kleinasien in einer von den Drusen in Damaskus und im Libanon veranstalteten Christenmehelei äußerte. Für die Türkei begann die Periode der inneren Schwächung und Zerrüttung; in jener Zeit wurde für den Sultan in Stambul )um ersten mal das Wort vom „kranken Mann am Bosporus" geprägt. Wie sehr die Autorität der Pforte gesunken war, beweist, daß die Blick aus das „Goldene tzorn" Mischen Stambul und pera. und mußte infolge der Aufforderung' Österreichs seine Truppen aus den Donaufürstentümern Mückchehen. In der Krim dauerte der Krieg fort. Kaiser Rikolaus starb; fein Rachfolger, Kaiser Alexander I!., war erst bereit, die s)and xum Frieden xu reichen, als Sebastopol nach hartnäckigster Belagerung kapituliert hatte. In dem pariser Frieden, unterzeichnet am 30. Mär) 1856, mußte Rußland das Rord- ufer der Donaumündung an die Türkei abtreten, dem ausschließlichen Protektorat über die Donau fürstentümer entsagen, für die nun die Groß mächte eine Art von Bürgschaft übernahmen. Rußland durfte am Schwarten Meer keine Arsenale mehr errichten und keine Kriegsflotte halten; das Schwarte Meer wurde neutralisiert. Durch ein Manifest des Sultans, das tzatti- humajun vom 18. Februar 1856, durch das Moldau und die Walachei es wagen konnten, gegen den Willen der Regierung und gegen den pariser Vertrag sich xu einem einzigen Staat xu vereinigen, der den Ramen Rumänien annahm. Blutige Aufstände in Bosnien und der Herzegowina wurden xwar niedergeworfen, dagegen mußten den Serben die in ihrem Lande noch von den türkischen Truppen besetzten Festungen übergeben werden. Beamtenwillkür, schlechte Zustypflege, öffentliche Unsicherheit, eine asiatische Verrottung aller Verhältnisse ließen das osmanische Reich immer tiefer sinken. Mit einem Aufstand der Insel Kreta wurde die Türkei erst in 3 Jahren fertig und die Kämpfe im Innern loderten, kaum unter drückt, um so heftiger empor. &7^©ie Reformen, welche die Regierung ver sprochen hatte, standen nur auf dem Papier; i* *