338 Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/17. Deutsche Kolonnen überschreiten die versumpften russischen Jakobstadt. morgens waren auch schon Truppen bei Pamerort gelandet. Auch die Strandbatterien von Kap Toffri auf der Insel Dago wurden zum Schweigen gebracht und die Durchfahrt durch den Sölasund zwischen Dagö und Osel erzwungen. Tags darauf setzten die Deutschen die Truppenlandung (siehe die Kunstbrilage) fort und drangen, den erbitterten Mid,»r- stand der Russen rasch brechend, un aufhaltsam in das Innere der Insel vor. Am 14. Okto ber drängten sie den Feind in die Kassar Wiek zurück und erbeuteten da bei den großen russischen Torpe dobootszerstörer „Erom", der dann allerdings unter ging. Das Unter nehmen der Deut schen glückte so vorzüglich, daß ihnen in dessen Verlauf kein ein ziges Kriegsfahr zeugverlorenging. Durch die Be setzung der Insel gruppe gewannen die Deutschen nach dem Fall von Riga erst ganz die Herr schaft über den Rigaischen Meer busen; gleichzeitig vermochten sie den Verkehr im Finni schen Meerbusen, in dessen Tiefe Petersburg und Kron stadt liegen» zu beaufsichtigen und erhielten außerdem ein Ausfalltor nach dem Bottnischen Meerbusen. — In dieser Zeit suchte die „Demokratische Konferenz" in Petersburg das Ringen um die Staatsgewalt in Rußland endlich zu einer befriedigenden Lösung zu bringen. Korni- lows Revolution, von der nun gar vermutet wurde, daß sie ein gemein sames Wert Ke- renstis und Kör nst ows zur Besei tigung der Arbei ter- und Soldaten räte gewesen sei, hatte die Demo kraten gegen die Bürgerlichen so er bittert, daß sie für das zu bildende neue Ministeriunr nur sozialistische Politiker zulassen wollten. Damit wäre eine Ver- schärfungdes Klas senkampfes ver bunden gewesen. Vorwiegend wohl deswegen setzte Kerenski,sogar mit der Drohung, zu rücktreten zu wol len, seinen ganzen Einfluß ein und brachte es so weit, daß schließlich doch keine Einwendun gen mehr gegen die Aufnahme einer bürgerlichen Minder heit in die neue Regierung erhoben wurden. Aus der Demokratischen Konferenz ging zwar eine Körperschaft hervor, die als Vorparlament die Aufsicht über die Hand lungen der neuen Regierung ausüben sollte. Diese wich tige Körperschaft war sich aber über die Hauptrichtlinien ihrer Politik so wenig einig, daß gleich ihre erste Sitzung mit einer wüsten Prügel- und Lärmszene endete. Das in Rußland ziemlich allgemein gewordene Bedürfnis rrach Frieden kam auch in dem Aufruf zum Ausdruck, den Kerenski nach der Bildung der neuen Regierung am 10. Ok tober an das Volk richtete, worin es hieß: „Der Wind der Anarchie weht durchs Land. Der Druck des äußeren Feindes wächst. Durchdrungen von der Überzeugung, daß es allein der allgemeine Friede unserem großen Vaterlands er möglichen wird, alle seine schöpfe rischen Kräfte zu entfalten, wird die Regierungin aller nächster Zeit uner müdlich eine tätige äußere Politik ver folgen ... und den Abschluß eines all gemeinen Frie dens erstreben un ter Ausschluß je der Vergewalti gung." Dieser Teil des Aufrufs er weckte im Volke einmütige Zustim mung, aber gerade für die Herbeifüh rung des Friedens bot die neue russische Regierung die aller geringste Gewähr, denn die Minister Tretjakow und Kischkin waren ausgesprochene Vertreter dxr feindlichen Schwer industrie, und Terestschenko war zusammen mit den Diplo maten der Verbündeten hervorragend an der Verhinderung der Stockholmer sozialistischen Konferenz beteiligt gewesen. Kam es den Bundesgenossen auf das Schicksal der russi schen Revolution doch überhaupt nicht mehr an, denn sie erstrebten nichts anderes als die Vormundschaft über Rußland, um es gegebenenfalls mit Gewalt zu zwingen, das Blut seiner Söhne wei ter für die Zwecke des Vielverbandes zu vergeuden. — Gestürmte russische Stellungen vor Jakobstadt. Die Einnahme von Jakobstadt. Nach photographischen Aufnahmen des Vufa. Die Italiener hatten sich nach dem Mißerfolg in der elften Jsonzo- schlacht bemüht, ihre stark . mitge nommenen Ver bände frisch auf zufüllen und deren Schlagkraft wieder herzustellen. Auf die Beendigung der Arbeiten deu tete die Wieder aufnahme der Teil- angrifse im Raume von Görz (siehe Bild Seite 344 unten), am Monte San Gabriele, an dessen Fuße noch immer die Streitkräfte des auf Seite 272 u. ff. bereits erwähnten italienischen Generals Capello (siehe Bild Seite 344 oben) standen, und auf der Hochfläche von Bainsizza. Durch einen wuchtigen Angriff hatten sich die Italiener am 29. September zwischen die