168 Illustrierte Geschichte des Welttrieges 1914/17. Aus dem Überschwemmungsgebiet in Flandern. Phot. Lichte & Co., Berlin. durch, wo sich verzweifelte Nahkämpfe mit Handgranaten und Bajonett entwickelten. In diesen zeigte sich die Über legenheit der Deutschen, die sich ihrer Angreifer auf der ganzen Linie erwehrten. Ein feindlicher Vorstoß brach damit wieder verlustreich ohne das geringste Ergebnis zu sammen. Dasselbe Bild ergab sich bei Teilangriffen, die am 7. August die Engländer im Ppernbogen unternahmen, um aus dem Sumpfgebiet der Granattrichter'in weniger zerwühltes Gelände vorzudringen. Der rücksichtslose Ein satz überlegener Streitkräfte führte den Feind aber auch hier nicht zum Ziel. Ebenso ergebnislos blieb die Ausdehnung der feindlichen Teilunternehmungen über das Gebiet der Artoisfront zwischen dem La-Bassöe-Kanal und der Scarpe, obwohl auch dort die Vorstöße mit verstärkter Artillerie wirkung vorbereitet wurden. In diesem Abschnitt unter nahmen die Deutschen am 8. August in den frühen Morgenstunden einen Erkundungstoß an der Bahn Douai— Arras, der bis an den zweiten Graben der Feinde gelangte. Die Engländer erlitten dabei schwere Verluste und büßten auch eine große Anzahl Gefangener ein. Anscheinend be reiteten die Feinde auch hier größere Unternehmungen vor, die zunächst in Trommelfeuerüberfällen zwischen dem La-Bassee-Kanal und Msricourt sowie zwischen Loos (siehe Bild Seite 199) und Lens zum Ausdruck kamen. An der Front in Flandern ruhte der Jnfanteriekampf an diesem Tage nahezu ganz; an der Küste und im Ppernbogen da gegen herrschte lebhafte Artillerietätigkeit. Diese war die Einleitung zu einem zweiten englischen Hauptstoß, der sich am 10. August gegen die deutschen Linien richtete. Die Angriffsfront hatte sich gegen jene des ersten Vorstoßes, die 25 Kilometer betrug, bedeutend verkürzt; sie erstreckte sich nur auf knapp 9 Kilometer. Der Kampfraum blieb auf den Ppernbogen und die südöstlich anschließenden Gebiete beschränkt; zwischen Frezenberg und Hollebeke stürmten die englischen Divisionen nach schwerstem Trommelfeuer mit großen Kalibern (siehe Bild Seite 194), das zwischen Birschoöte und der Lys gegen fünf Uhr fünf zehn Minuten seinen höchsten Grad erreicht hatte, in mäch tiger Tiefengliederung zu neuen entscheidungsvollenKäinpfen vor. Dieser große englische Stoß sollte durch einen ähnlichen Angriff an der Arxqsfront, der nach heftigstem Feuerkampf auf der ganzen Linie schon am 9. August eingeleitet wurde, unterstützt werden. Dichte Massen sollten vom Wege Monchy—Pelves bis zur Straße Arras—Cambrai vor dringen, doch vereitelte deutsches Vernichtungsfeuer die Aus führung des Vorhabens in dem Augenblick, wo die Englän der aus den Bereitschaftstellungen zum Sturm vorzudringen suchten. Sperr- und Abwehrfeuer wütete verheerend in den feindlichen Reihen und nahm auch den wenigen Ab teilungen, die bis an die deutschen Linien gelangten und dort mit den Verteidigern ins Handgemenge gerieten, die Aussicht auf einen größeren Erfolg. Nach dem Abschluß der Kämpfe waren alle deutschen Stellungen noch fest in der Hand der Verteidiger. So wenig wie hier die deutschen Linien wankten, so vollständig gelang auch die Abwehr der in Flandern zum Ausbruch gekommenen englischen Hauptstürme. Schon im Vorgehen riß das deutsche Abwehrfeuer in die feindlichen Heeressäulen, die sich rund um Wern und südlich davon im verschlammten Trichterfelde vorzuschieben suchten, emp findliche Lücken. Die Anhäufung von Reserven ermöglichte es aber den englischen Führern immer wieder, rasch neue Truppen in die Schlacht zu werfen, die den ganzen 10. August über andauerte und den Feinden stellenweise Bodengewinn eintrug. In den sich entwickelnden Nahkämpfen blieben die Deutschen überall Sieger, obwohl die Engländer ihre Über macht nachdrücklich geltend zu machen suchten. Das blutigste Ringen entstand um den Ort Westhoek. Die Engländer hatten bereits den festen Besitz des Ortes gemeldet, als sich die deutschen Bereitschaftstruppen erst zum Gegenstoß (siehe Bild Seite 196/197) anschickten. Mit Handgranaten und Kolben erzwangen sie Schritt für Schritt die Räumung einer englischen Trichterlinie nach der anderen und warfen den Feind am 11. August morgens endgültig aus dem von ihm gewonnenen Gebiet wieder hinaus. Als nach Säuberung der letzten Engländernester die feindlichen Sturmwellen aufs neue vorgeworfen wurden, vermehrten die Angreifer nur ihre blutigen Opfer; denn an dem Widerstand der Deutschen brach sich überall die englische Flut. Der gewaltige Stoß der Engländer war schon an diesem Tage zum Stehen gebracht worden. Trommelfeuerüberfälle in den Abschnitten nördlich und südlich von der neuen Angriffsfront bewiesen, daß General Haig diesmal nicht in einem breiten Hauptstoß, sondern nach seinem alten Angriffsverfahren mittels -üner Reihe groß angelegter Teilstöße auf kürzerer Linie zum Ziele zu kommen hoffte. Dem Trommelfeuer zwischen Merckem und Warneton (siehe Bild Seite 201) und im Küstenabschnitt folgten aber nur bei Nieuport einige Zusammenstöße infolge englischer Nachtangriffe. Der 11. August war im übrigen mit starken Feuergefechten ausgefüllt, aus denen sich am 12. August in den Morgenstunden zahlreiche Unternehmungen starker englischer Erkundungsabteilungen entwickelten, die nördlich von Hollebeke mit mehreren Regimentern geführt wurden. Das Ergebnis aller dieser Unternehmungen bestand schweren englischen Verlusten. — tn