114 Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/17. drei Wellen gegen die Verbündeten vorgetragen wurde. Das Sperrfeuer der Verteidiger war jedoch so überwälti gend, daß der Vorstoß vollkommen zerschellte, worauf das russische Trommelfeuer bis zum nächsten Tage mit un erhörter Gewalt weitergeführt wurde. Am 1. Juli brachen die Russen dann in fünf- bis sechs facher Übermacht auf einer Front von 30 Kilometern Länge aus den Wäldern und den tief eingeschnittenen Tälern zum Sturm vor. Über die Schlacht, die sich nun ent spann, berichten wir in dem Sonderartikel des Kriegs berichterstatters Dr. Fritz Wertheimer auf Seite 123. Sie kostete den Russen schwerste Opfer, und der auf den 6. Juli angesetzte russische Hauptangriff brach so blutig wie kein anderer zuvor zusammen. Der Sieg gehörte nach ganz außerordentlichen Leistungen auf beiden Seiten den Truppen der Mittelmächte. — Die neue Russenschlacht hatte trotz der Niederlage der Feinde unzweifelhaft bewiesen, daß der von Brussilow ins Feuer geführte Teil des russischen Heeres über eine große Schlagkraft verfügte und mit Mut an die Lösung seiner Aufgabe heranging. Von einer Erschütterung der Manneszucht des russischen Heeres war in Ostgalizien nichts zu merken gewesen. In dieser Hinsicht schienen die Nach richten bedeutungsvoller zu sein, die nach dem Zusammen bruch der italienischen Angriffe auf der Hochfläche von Asiago über die beteiligten italienischen Truppen bekannt wurden. Zu der Meutererbrigade Sassari gesellte sich die Brigade Ferrara, die sich weigerte, an die Jsonzofront abzugehen und durch Panzerkraftwagen mit schußbereiten Maschinengewehren zur Erfüllung des ihr erteilten Befehls gezwungen werden mußte. Eine dritte Brigade konnte ebenfalls nur durch Maschinengewehre rm Schach gehalten werden,- trotzdem aber schossen die Meuterer den Führer einer Transportlokomotive und auch einige Mannschaften der Maschinengewehrabteilung tot'. Sie erhielten dann die Zusage, daß sie in eine Reservestellung gebracht würden. Ein sozialistischer Abgeordneter forderte im italienischen Parlament, daß die Unterstützungen der Frauen und Fa milien solcher Soldaten, die bei der schweren Strafe der Dezimierung italienischer Truppenteile wegen Meuterns erschossen worden waren oder noch erschossen würden, fort zuzahlen wären, ein Vorfall, der sehr deutlich von dem großen Umfang zeugte, den die Kriegsgegnerschaft unter den italienischen Soldaten angenommen haben mußte. Wegen des Mißlingens der Jsonzoschlacht und der Niederlage im Trentino wurden wieder eine ganze Reihe Frontgenerale ihres Postens enthoben. Der Divisions general Artea, dessen Truppen den großen vergeblichen und blutigen Angriff am Zebiomassiv ausführten, war einer der ersten, die zur Disposition gestellt wurden. Von den italienischen Truppen hatten nur die berg tüchtigen Bassaner unter dem General Mombretti einen Eeländegewinn erzielen können. Zwischen der Maora- und der Diecispitze nahmen sie die Porta Lepozze und den Monte Ortigara im Gebiet des Suganer Tales in Besitz (siehe die Karte Seite 82). Alle noch so kräftigen Versuche, den kleinen Vorteil zu erweitern,. verbluteten an dem Wider stand ihrer Gegner. Trotzdem trafen sie Vorkehrungen zu neuen Angriffen, doch auch die Österreicher und Ungarn blieben nicht müßig und bereiteten einen Gegenstoß vor. In der Nacht zum 25. Juni um zwei Uhr eröffnete die österreichisch-ungarische Artillerie ihr den Angriff vorberei tendes Trommelfeuer auf die von den Italienern genom mene Stellung; gleichzeitig ward im Suganer Tal ein Vorstoß eingeleitet, der auf die Täuschung des Feindes über die Richtung der Hauptunternehmung berechnet war. Dann stürmten nach heftiger, aber nur zwanzig Minuten dauernder konzentrischer Feuerwirkung Kaiserschützen und Teile des westgalizischen Infanterieregiments Nr. 57 vor und über fielen die Feinde von drei Seiten. Die Stellung wurde genommen, noch ehe der Feind Gelegenheit fand, die Besatzung durch Reserven zu stützen. Als diese in der Meinung, noch eigene Truppen vor sich zu haben, in ge schlossenen Kolonnen anrückten, wurden sie mit Maschinen gewehrfeuer empfangen und zur Umkehr gezwungen. Dabei gerieten sie in das Sperrfeuer der k. u. k. sowie der italie nischen Batterien, worunter sie fürchterlich litten. Da wendeten sich die italienischen Reservetruppen noch einmal