Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/17. 57 Bruder Konstantins, der Prinz Georg, hatte einst als Begleiter des Zaren auf gemeinsamer Orientreise diesem, der in Otsu meuchlings von einem japanischen Polizisten angefallen wurde, das Lrben gerettet; als Gatte einer Tochter von Roland Bonaparte stand er zudem trf nahen Beziehungen zur französisch-russischen vornehmen, mon archisch gesinnten Gesellschaft. Diese Beziehungen, der Einfluß der Königin-Mutter Olga und die Bedenken Londons schützten den griechischen Herrscher vor der Ent thronung, solange Nikolaus II. auf dem Thron saß; als der Zarenthron wankte, war auch sein Schicksal besiegelt. Kaum jemals ist wohl gleich ihm ein Herrscher durch widrige Quetschung seines Landes zwischen die Mühlsteine zweier Mächtegruppen in eine so heikle Lage geraten, bei der, wie immer Partei genommen wurde, gleich große und unübersehbare Gefahren Staat und Volk bedrohten. Ihm blieb, nachdem er einmal die erste Neutralitätsverletzung kräftig abzuweisen nicht vermocht hatte , nur noch ein Ausweg offen, und das war gerade für einen aufrechten, vor keinem offenen Kampf zurückschreckenden Staats mann seines Wesens sicherlich eine denkbar harte Schicksals prüfung: das Atemanhalten, Warten und Ausbiegen in unendlichen Demütigungen, bis ihm das letzte nicht erspart blieb, den Leidenskelch zu leeren, den ihm ein Jonnart, der Vertraute Poincarös, der einst als Leiter der Suezgesell schaft wie als General- gouverneur von Algerien wenig rühmliche Rollen gespielt hat, darzureichen wagen durfte. Krank, niemals genesen von den Fiebern, die ihn in Tatoi niederwarfen., aber un gebrochenen Herzens trat er vom Thron zurück. Indessen die Mächte, die heute ob seines Falls frohlocken, werden über dessen Folgen sich kaum zu freuen haben. Je hei ßer die Frage der Ver teilung der griechischen Beute wird, desto schär fer muß die alte Un einigkeit der Beutemacher gerade an dieser Stelle hervortreten. Je größer der Übermut der frem den Eindringlinge wurde, desto mehr hat sich die Anhänglichkeit des Hel lenentums an den Thron gehärtet; ihr mag noch einst ein Sonnentag be- schieden sein, da sich an der Verbandspolitik die Wahrheit von der Neme sis, die der Hybris an den Gurten bleibt, bewährt und die Saat der Liebe und treuer Arbeit, die Konstantin der Dulder in die griechische Erde ge senkt, nach Sturm und Wetter, das Volk und einen zurückkehrenden Herrscher beglückend, fruchtbar aufgeht. .. Deutsche Lokomotiv führer und feindliche Flieger. Von Artur Achleitner. Fahrdienst freiwillig gemeldet und seither in den besetzten Gebieten auf deutschen wie auf Maschinen, die aus Bel gien und Frankreich stammten, in Treue und Opfermut geradezu bewundernswerte Leistungen vollbracht. In der allerersten Zeit bereitete die größte Schwierigkeit der gänzliche Mangel an jedweder Streckenkenntnis. Da heim in friedlichen Verhältnissen durfte bekanntlich kein Lokomotivführer (in der Eisenbahnersprache kurz „Lok führer") einen Zug selbständig fahren, solange der Ma schinenbeamte nicht völlig streckenkundig war. Der Ver wendung im Fahrdienst mußten also viele Probefahrten auf bestimmten Strecken vorausgehen. Ganz anders ge staltete sich der Dienst im feindlichen Gebiet. Kaum an gekommen, mußten die Lokpersonale (ein Führer und ein Heizer bilden ein Lokomotivpersonal) Maschinen über nehmen und bei jeder Witterung auf unbekannten Strecken fahren. In der ersten Zeit noch dazu auf signallosen Strecken und zwar so lange, bis die Eisenbahntruppen alle Schäden ausgebessert uud die Streckeusignale wieder, und zwar nach deutscher Ordnung, erstellt hatten. Hart war dieser Dienst, doch er wurde gut, sehr. gut, opferwillig, mit aller Hingebung und treuer Vaterlands liebe geleistet von allen Lokführern aus Nord uud Süd. Die deutschen Loko motivführer haben sich bei Kriegsausbruch zum Bulgarische Infanterie mit deutschen Maschinengewehren weist feindliche Angriffe im zerklüfteten Gelände beim Doiransee zurück. Nach einer Originalzeichnung des Kriegsmalers.A. Reich-München. VII. Band. 8