Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/17. 319 Phot. Phorothek, Berlin. Streben die verdiente Anerkennung und endlich auch staat liche Unterstützung. Sein Erfindergeist, seine Unverzagtheit und sein großer persönlicher Wagemut sind für alle die Pioniere der Luft, die nach ihm die zahlreichen Formen der Flugzeuge schufen, vorbildlich geworden. Seine Stra tegie der Luftaufklärung und des Bombenangriffs hat recht behalten; seine Kreuzer sind es, die von allen Luftfahr zeugen der ganzen Welt heute noch die bei weitem aus gedehntesten Fahrten zurücklegen können. Gleich ihm haben rastlos mit unermüdlicher Aufopferung unsere ersten deutschen Fliegeroffiziere gearbeitet. Ihnen gelang es erst zehn Jahre nach Zeppelins erstem Aufstieg, mit Maschinen zu fliegen, die „schwerer als die Luft" waren. Für sie bedeuteten die kurzen Jahre vom Herbst 1910 bis zur Mobilmachung im Jahre 1914 auch schon Krieg, denn manches schwere Opfer mußten sie bei der Eroberung des leichtesten Elements bringen. Alles war neu, völlig unerprobt, und jeder Zoll Höhe im Luftmeer mußte erkämpft werden. Die ersten Kriegswochen des Jahres 1914 zeigten schon große Erfolge. Auf weiten Erkundungsfahrten wurde fest gestellt, wo der Feind zu treffen und zu schlagen sei. Un gehindert von den französischen Fliegern, die nach ihrer prahlerischen Ankündigung gleich zu Beginn des Krieges die deutschen Werkstätten und Kanonenfabriken in Trümmer legen wollten, folgten unsere Luftfahrer allen Vorgängen für die mit Zelten, Wagen, Pferden und einer beträchtlichen Anzahl von Personen- und Lastautomobilen ausgerüsteten Flieger- und Ballonabteilungen bedingt jeder Auf- und Ab bau die größte und aufopferndste Kraftentfaltung aller Offi ziere und Mannschaften. Die Flieger und Fesselballone be herrschten in gemeinsamer Tätigkeit den Luftraum unmittel bar an der Front, während die Flotte der Luftschiffe sich einen ausgedehnteren Wirkungskreis und fernere Ziele suchte. Die ältesten der modernsten Soldaten halten in ihren Ballonen von Sonnenaufgang bis zum Dunkelwerden treue Wacht über ihren Abschnitten. Bei Regen und Nebel, in Sommersonnengluten und in den Eisstürmen des Winters pendeln sie in dem schmalen Korb Hunderte von Metern hoch in der Luft und melden den Batterien getreulich die Ein schläge der Geschosse, bis die Ziele nach erfolgtem Einschie ßen vernichtet sind. Mittels des Fernglases und der Photo graphie erkunden sie täglich, ob der Feind über Nacht Ver stärkungen erhalten hat. Sind solche erkannt worden, so mel det sie der Offizier im Ballonkorbe durch den Fernsprecher unter genauer Angabe ihrer Stellungen dem Batterieführer. Aufregender ist die Tätigkeit der Flieger, denen erst der Stellungskrieg Feinde in der Luft brachte. Im Ge denken daran, daß sie ja im Grunde alle Sportkameraden, Pioniere der Luft seien, die sich zum Teil bei friedlichen internationalen Wettbewerben begegnet waren, wichen sich Unsere modernsten Soldaten. Von Adolf Victor v. Koerber. iHierzu die Bilder Seite 318 und 319.) Zeppelin ist tot! In ihm ist der Begründer unserer Vormachtstellung in der Luft von uns gegangen. Im Jahre 1900, wo es im ganzen Deutschen Reiche noch keine Motor slieger gab, gelang ihm der erste Aufstieg mit einem lenk baren Luftschiffe seines starren Systems. Graf Zeppelin führte selbst das Steuer, als sich das Schiff hoch über die wogende Fläche des Bodensees erhob. In jenem Augenblicke wurde aus dem General der alten Schule unser modernster Soldat. Sein in langer militärischer Laufbahn geschärfter Blick er kannte damals klar, was für eine gewaltige Waffe zu werden sein Luftschiff berufen war, und mit zäher Tatkraft ver folgte er seinen anfangs dornenvollen Weg weiter, obwohl ihm in den ersten Jahren seine stolzen Schiffe eins nach dem anderen durch widrige Naturgewalten zerschmettert wurden. Er führte sein oft angefeindetes und kühl ab gelehntes Werk unter Opferung seines ganzen Vermögens im Anfang aus eigener Kraft durch; viel später erst, be sonders nach dem Unglück bei Echterdingen, fand sein des Bewegungskrieges über den Heeren des Gegners. Den Fall seiner Festungen beschleunigten die schweren Bomben der Zeppeline und deren Schwesterschiffe, der Schütte- Lanz-Luftkreuzer, die auch bei der Aufklärung gegen Ruß land große Dienste leisteten. Die Feldluftschifferabteilungen, diese ältesten unserer modernen Soldaten — auf einem ihrer Fesselballone hatte Graf Zeppelin einst seinen ersten Aufstieg ins Lustreich gemacht — rückten mit den Kampf truppen vor, und wo irgend Artillerie längere Zeit im Gefecht lag, ließen sie ihre Gasblasen aufsteigen und leiteten das Feuer der Batterien. Besonders die Festung Ant werpen lernte die Folgen der genauen Beobachtungen aus Fesselballonen kennen. Die starke Festung fiel, und die Armeen gingen weiter nach Westen vor. An der Pser staute sich die Kampfeswelle. Vom Nordseestrande bis nach Ppern, von Lille bis zu den Eishäuptern der Alpen war die Feldschlacht dem Stellungskampfe gewichen. Der Stellungskrieg erweiterte die Aufgaben unserer Lufttruppen mit jedem Tage. Waren sie bisher bei dem fast täglichen Stellungswechsel allen Heeresbewegungen ge folgt, so konnten sie jetzt von einem festen Hafen aus ihre Aufgaben vollbringen. Das war ein großer Vorteil, denn Auf der Verladerampe beim Umzug einer Fliegerabteilung.