Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/17 Vom deutschen Kleinkrieg zur See. Von Vizeadmiral z, D. Kirchhofs. (Hierzu das nebenstehende Bild ) Während zu Beginn des großen Weltkrieges das deutsche Vorgehen gegen Schiffahrt und Handel der Gegner sich mehr in Alber fee zeigte, wo die Auslandskreuzer und Hilfs kreuzer so große Erfolge zeitigten, entwickelte sich mit dem Eingreifen der Minenleger, Unter seeboote, Torpedoboote und der verschiedenen Kreuzergattungen nach und nach ein ebenso tatkräftig durchgeführter Kleinkrieg zur See gegen Schiffahrt und Handel der vielen Geg ner in den heimischen Gewässern. Zuerst fanden die feindlichen Kauffahrtei schiffe und auch viele mit Bannwaren beladene neutrale Dampfer und Segler dabei meistens ihr Ende, da eine Wegnahme und Überfüh rung nicht erfolgen konnte. Bei der Eigenart des Kreuzerkrieges der Unterseeboote war dies nicht anders möglich. Dann vernahmen wir von vielfachem Aufbrin gen meist neutraler Schiffe in der Ostsee, wo es vielen deutschen Hilfskriegschiffen oft gelang, die genommenen Prisen in die deutschen Häfen einzubringen. In der Nordsee war dies seltener der Fall und meistens nur in der Gegend der flandrischen Küste möglich. Aber nach der Skagerrakschlacht, jenem großen „Siege" der die Wogen und besonders die des 6ermsn ocsan — so heißt die Nordsee im Englischen — beherrschenden britischen Flotte, wurde das Bild auch dort ein anderes. Nach dem in dieser Schlacht Albions Seemacht, wie es jetzt selbst in ganz Großbritannien erkannt ist, eine schwere Schlappe erhalten hatte und sich zeitweilig ganz von den eigensten Gewäs sern in die gesicherten Häfen zurückziehen mußte, hatten die wagemutigen deutschen See streitkräfte öfters am östlichen Eingänge zur Straße Dover—Calais Gelegenheit, feindliche und neutrale Schiffe nicht nur zu zerstören, son dern auch im unmittelbaren britischen Macht gebiet, ja an der eigenen Küste und unter den Augen der britischen Flotte als Prisen aufzu bringen und in die nahen Häfen der besetzten Küste Flanderns zu überführen. In England hat dies mit Recht großen Arger, ja Bestürzung erregt, wobei die Fort nähme der regelmäßigen Post- und Fahrgäste dampfer, die von Südostengland nach Holland in Fahrt waren, besondere Verstimmung hervorrief Die Flotte mußte dementsprechende scharfe Äußerungen der Presse vernehmen. Unser Bild zeigt eine Anzahl solcher genommener Prisen, die oft gute Beute lieferten, darunter den schönen Dampfer „Brussels", dessen Führer, Kapitän Frpatt. ge fangen genommen und wegen früherer Vergehen gegen das Seekriegsrecht kriegsrechtlich verurteilt wurde, worüber die englischen Blätter ein wahres Wutgeschrei anstimmten und die Negierung sich zu schier unglaublichen Äußerungen verstieg. Aber es ging flott weiter mit dem Versenken und Aufbringen im Eingang des Englischen Kanals. Der kühne Vorstoß der deutschen Torpedobootsflottille Ende „CeftvtS". „Batavier II". „Colchester ! A Minen. ! ' . Minen. < /Ar . 'Uy> \ *5 M inen Sperre. Traverse, ^ > Minen. Skizze zu dem Artikel «Minensperren-. Gekaperte Dampfer in flandrischen Häfen. Die Prisen im Hafen von ZeebrtiM Januar 1917 und das Wirken der Unterseeboote im Kana! legt erneut Zeugnis davon ab, daß England nicht in der Lage ist, seine eigene Schiffahrt überall gebührend zu schützen, nicht einmal an der eigenen Küste. Daher die unablässigen Vergewaltigungen der neutralen Schiffahrt, die jeglichem Völker- und Seekriegsrecht Hohn sprechen, wobei es England an jedem Anstand und jeder Sitte fehlen läßt, wie wir das fast tagtäglich aus den verschiedensten Mitteilungen entnehmen. England weiß sich eben nicht an ders zu helfen. Minensperren. Von Konteradmiral a. D. M. Fotz. «Hierzu die Kunstbeilage sowie die Skizzen und Bilder Seite 172 bis 175.l Die britische Regierung hatte die Neutralen ge warnt. ihre Schiffe südlich und östlich einer durch die Nordsee gedachten Linie fahren zu lassen, die nördlich Esbjerg beginnt, nach Westen läuft, über Südwest nach Süden umbiegt und bei der hol ländischen Insel Terschelling endet. Es war nicht angedeutet worden, worin die Gefahren bestän den, vor denen gewarnt wurde. Vermutlich handelte es sich um ausgelegte Minen. Ein er neuter Verstoß gegen internationale Abmachun gen, nach denen die Verseuchung des offenen Meeres und der Küstengewässer neutraler Staaten verboten ist. Von Esbjerg war gemeldet worden, daß britische Minenleger bei der Arbeit beobachtet .Mcb- kutter „Zaan- stroom". I „Brussels".- Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/17. Nach einer Originalzeichnung von Professor Willy Sw wer. worden seien. —Welche strategischen Ziele die britische Ad miralität dabei verfolgte, wissen wir nicht; wahrscheinlich sollte die Bewegungsfreiheit der deutschen Schiffe, inson derheit der deutschen Tauchboote beschränkt werden. Das veranlaßt uns, einiges über derartige Sperren zu berichten. Es werden bei den Unterwasserwaffen Minen und Tor pedos unterschieden; die Mine liegt still, der Torpedo wird an ein Schiff herangebracht. Die Mine ist ein mit Sprengstoff geladenes Gefäß, das Auftrieb hat und im Wasser verankert wird. Die Entzündung der Ladung soll einem sie anfahrenden Schiff den Boden einschlagen und es dadurch zum Sinken bringen. Es werden „selbständige" und „unselbständige" Mi nen unterschieden, je nachdem sie von einer Landstation abhängig oder selbsttätig sind. Bei der unselbständigen Mine wird der die Ladung entzündende Funken von einer Landstation aus entsandt, sobald das zu vernichtende Schiff sich über der Mine befindet. Um das zu erkennen, muß das Schiff auf seiner Fahrt beobachtet (daher die Bezeichnung „Beobachtungsmine"), seine jeweilige Stel lung durch Kreuzpeilungen oder auf andere Weise fest gelegt werden. Der österreichische Baron v. Ebner be nutzte dazu eine Camera obscura. Die elektrische Mine kann so tief verankert werden, daß Schiffe über sie wegfahren können, ohne sie anzustoßen. Die Ladung muß deshalb stark genug sein, um das Durchschlagen des Schiffsbodens auch dann zu gewährleisten, wenn die Entzündung nicht in seiner nächsten Nähe erfolgt. Ein großer Fehler, der ihnen anhaftet, ist der Umstand, daß es bei unsichtigem Wetter kaum möglich sein wird, den richtigen Augenblick zu erfassen, in dem sich das Ziel über der Mine befindet. Einen Übergang zu den selbständigen Minen bilden die Elektrokontaktminen, die durch Ein schalten eines Stromes scharf gemacht und da nach zu selbständigen werden. Wenn es bei dieser Art theoretisch möglich sein würde, daß Schiffe ungefährdet über sie wegfahren können, wenn sie durch Unterbrechung des Stromes ent schärft sind, so muß in der Praris doch damit gerechnet werden, daß die Minen durch das An fahren von Schiffen beschädigt und damit un zuverlässig werden. Deshalb hilft man sich da durch, daß man in den Sperren „Durchfahrt lücken" läßt (siehe die Skizze Seite 172) und hinter diesen kurze Sperren auslegt, die es den mit deren Lage vertrauten Schiffsführern gestatten, durch Einhalten eines gewundenen Kurses das Hindernis zu durchfahren. Mit unter werden mehrere derartiger Sperren in „Treffen" hintereinander angeordnet. Die Zünder der selbständigenMinen sind sehr verschieden. Es gibt elektrische, mechanische und chemische. Letztere benutzte Jacobi, indem er eine Glasröhre so anordnete, daß sie zerbrechen mußte, wenn ein Schiff die Mine anrannte. Die in der Röhre befindliche Schwefelsäure ließ ein Gemisch von chlorsaurem Kali und Zucker aufflammen. In ähnlicher Weise kann die Röhre auch eine stromerregende Flüssigkeit enthalten, die in Elemente gelangt, wenn die Glasröhre zerbricht. Bei den mechanischen Zündern wird zum Beispiel durch den Anstoß das Vorschnellen eines Bolzens bewirkt, der eine Zündpille an schlägt. Ist die Zündung elektrisch, so wird durch Trockenelemente entwickelter Strom bei der Er schütterung oder bei starker Neigung der an gefahrenen Mine ein Strom geschlossen. Die Aufnahme der Mine aber würde zu gefahrvoll sein, um sie überhaupt zu versuchen. Dagegen ist das Aufnehmen der Elektrokontaktminen ein fach und ohne jede Gefahr. Das Durchfahren von Minensperren ist auch im feindlichen Feuer möglich, wenn es gelingt, eine Bresche in sie zu legen. Den Kriegschiffen voranfahrende Minen sucher schleppen zum Beispiel zu je zweien eine Schleppleine hinter sich her, deren Bucht die Ankertaue faßt und die Minen von ihrem Platze losreißt; die auftauchenden Minen werden dann aus dem Wege geschleppt, durch Schüsse versenkt oder zum Auffliegen gebracht. Natürlich laufen die Minensucher nicht große Fahrt, und schon dadurch, daß der Feind zu langsamem Fahren gezwungen wird, kann eine Sperre ihren Zweck erfüllen. Die abzuwehrenden Schiffe bleiben dadurch länger im Bereich der Landbatterien und damit der Vernichtung durch deren Feuer ausgesetzt. Es werden auch Gegenminen verwandt, die innerhalb der Minenlinien zum Auffliegen gebracht werden und deren Entzündung die benachbarten Sperrminen mitzerspringen heißt. Es wäre auch denkbar, daß der Flottenchef, der eine Sperre gewaltsam zu durchfahren beabsichtigt, ein paar wertlose morn.a Mom.b M°m. c Wlächc. pt~i flnker. ivoreiJgewicfjt-. 'Minengefäss. ¥ pMinengefäss. gewicht. ^nker. Meeresgrund. Skizze zu dem Artikel »Minensperren-.