Slhifincrlc Äeschichte des Weltkrieges I9l4/l7. Kartenskizze 1 zu dem Aufsatz »Die Wahrheit über Combles". Nachmittagstundennach Möglichkeit verbessert, und die Sorge für unsere Gefallenen und Verwundeten setzte nunmehr ein. Die Toten wurden in Zeltbahnen gesammelt und zur Beisetzung im Eutspark zusammengetragen. Die an verschiedenen Stellen des ausgedehnten Eutsbezirks ent standenen Haus- und Scheunenbrände konnten jedoch nicht gelöscht werden und beleuchteten noch lange in der Nacht unsere in Erwartung des üblichen Nachtangriffs wieder dichtbesetzte Stellung. Ein am nächsten Tag einsetzender Vorstoß des 2. deutschen Reservejägerbataillons, dem sich gegen Abend auch unsere 1. Kompanie anschloß, führte uns über das Eefechtsfeld des vergangenen Tages. In der so lange gehaltenen Feuerstellung der Russen sah es böse aus. Der ganze Feldweg vor unserer Front, wohl 500 Meter, war im Laufe des Gefechts ein zusammenhängender Schützen graben geworden, der die Gefallenen von den russischen Infanterieregimenten Tambow 122 undKoslow 123 reihen weise barg; alle 60 bis 70 Schritt war eine Art kleiner Verbandplatz eingerichtet gewesen, in dessen Umgebung es nun besonders wüst aussah. Die Dutzende von kleinen Schützenlöchern im Vorgelände waren fast sämtlich mit Toten belegt, die fast alle Kopfschüsse aufwiesen und häufig über hundert abgefeuerte Hülsen neben sich liegen hatten, ein Beweis, wie zähe der Gegner im sicheren Gefühl seiner Überzahl auszuhalten versucht hatte» was ihm aber Brandenburger Landwehr empfindlich verleidete. A. W. Die Wahrheit über Combles. Von Kriegsberichterstatter Eugen Kalkschmidt. (Hierzu die 3 Kartenskizzen Seite 126 und 127.) außerordentlich war der lähmende Eindruck der deut schen Widerstandskraft auf die Angreifer gewesen, daß sie in lautes Triumphgeschrei ausbrachen, als doch zwei elende französische Trümmerhaufen ihnen zufielen. In ihrem Siegestaumel haben die Gegner über die Einnahme der beiden Plätze die wunderbarsten Ge schichten in die Welt gesetzt. Die Legende von Thiep- val habe ich bereits früher zu zerstören versucht. Auch die Wahrheit über Combles sieht anders aus, als sie in englischen und französischen Blättern geschrieben stand. Ich habe mir diese Wahrheit bei denjenigen verschafft, die über die letzten Tage von Combles am besten Bescheid wissen müssen, nämlich bei den Ver teidigern des Ortes. Zunächst ein paar Proben der Legende. Die „Li- bertö" vom 27. September schreibt: „Der Kampf in Combles war wild, jeder kleine Trümurerhaufen wurde zum Schlachtfeld. Die Kirchenruine ging dreimal aus einer Hand in die andere." Ein französischer Offizier, der von Combles zurückkehrte, erzählt ebenda: „Hun derte von Verwundeten lagen in den Kellern und Trich tern. Die Gefangenen waren in den letzten Stadien des Elends. Zahlreiche Kanonen und Maschinenge wehre fielen in unsere Hand." Der Pariser Korrespon dent der „Times" am 27. September: „Ein Teil der Verteidigungstruppen war mit dem Material abge rückt . . ., aber 2 Bataillone (2000 Manu) blieben zu rück mit dem Befehl, auszuhalten bis ans Ende, ein Befehl, der nach französischenMeldungen auch befolgt wurde." Der Korrespondent der „Times" im britischen Hauptquartier am 27. September: „Ein zurückkehrender Offizier sagte mir, daß noch eine Garnison von 1000 Mann vorhanden war .. . Die britisch-französischen Truppen drangen gleichzeitig ein und trafen sich, fast ohne auf Widerstand zu stoßen, an der Bahn inmitten des Ortes." — Diese Proben mögen genügen. Das Dorf Combles (1150 Einwohner) ist das größte der Dörfer im eroberten Kampfgelände nördlich der Somme. Durch die Großkampftage vom 3. bis 5. September war die feindliche Front bis auf wenige hundert Meter süd westlich gegen Combles vorgeschoben worden. Die Klein bahn, die Hardecourt mit Combles verbindet, war die Grenze zwischen den Armeen der Engländer und Franzosen. Das Dorf war weder eine „Festung" noch ein besonders stark befestigter Platz. Die Stellung im westlichen Halb kreise um Combles wies nur zur Hälfte Graben und Hindernis auf, die andere Hälfte bestand aus besetzten und notdürftig verbundenen Trichtern. Die Nordwest-, die Nord- und die Ostseite des Dorfes, das in einer wenig günstigen Mulde liegt, waren völlig offen. Von der Kirche aus zog sich quer durch den Ort eine innere Verteidigungslinie, im Süd- osten war eine flüchtig hergerichtete Stellung in der Richtung auf die Ziegelei und die Priezferme, von wo aus die Fran zosen mit Artillerie und Maschinengewehren bequem in die südöstlichen Dorfstraßen schießen konnten. Einen sicheren Schuh auch gegen die schwerste Beschießung boten die sehr Am 26. September 1916 sind die Franzosen und Engländer in Combles eingedrungen. Am gleichen Tage fiel Thiepval den Engländern in die Hand. Die Sommeschlacht hatte mit dem Falle dieser beiden Ba stionen der deutschen Verteidigung einen Gipfel er reicht ; sie hatte aber zugleich in diesen Großkampftagen vom 25. bis 27. September ihren Höhepunkt über schritten. Nach drei Monaten eines unablässigen und langsam gesteigerten Ringens, bei dem der Feind nach und nach 90 Divisionen ins Gefecht geworfen hatte, nach einem zähen Kampfe gegen eine ungeheure Übermacht an Menschen und Maschinen hatte die deutsche Front etwa 300 Quadratkilometer Boden verloren. Bapaume und Peronne, die ersten größeren Durchbruchziele des Feindes, waren nicht erreicht worden. Aber dafür Thiepval und Combles — zwei Namen, von denen man vorher nicht viel wußte. Die Verbündeten aber begrüßten die Nachricht von der Eroberung dieser Flecken mit einem Jubel, wie wenn sie Metz und Straß burg eingenommen hätten. Sie schienen völlig ver gessen zu haben, daß sie eigentlich um diese Zeit längst hatten an der belgischen Grenze stehen wollen. So Kartenskizze 2 zu dem Aufsatz »Die Wahrheit über Combles".