494 Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/19. armee sollte in einer Breite von 230 und einer Tiefe von 00 Kilometern nach Westen vorgeschoben werden. Un garn ging dadurch bedeutender Orte, wie Arad, Szege din, Eroßwardein und Debreczin, verlustig, büßte 2 1 /t Mil lionen seiner Bewohner ein und wurde fast ganz auf das Land zwischen Donau und mittlerem Theißtal be schränkt. Das Eisenbahn- und Wirtschaftsgerät sollte oben drein noch „bis zu weiterer Entscheidung" an Ort und Stelle bleiben. Diese Forderungen gingen den Ungarn denn doch zu weit. Graf Michael Karylyi dankte ab, und zwar ausdrücklich zuguusten des Proletariats. Die Lei tungen der sozialistischen Gruppen und der kommunisti schen Partei schlossen sich sofort zu gemeinsamem Vorgehen zusammen. Sie riefen die Räterepublik aus und machten den Schriftsteller Bela Lun zum Präsidenten. Nach russi schem Muster gründete die neue Regierung eine Rote Armee, in die nur organisierte Arbeiter aufgenommen wurden, die monatlich 460 Kronen Gehalt und 50 Kronen Unterstützung für jeden Familienangehörigen zugesagt erhielten. Die ungarische Räterepublik unterschied sich aber wesentlich von der russischen schon dadurch, daß in Ungarn, im Gegensatz zu Rußland, außer Kommunisten auch Sozialisten an der Negierung beteiligt waren; ferner war die ungarische Be wegung in erster Linie eine vaterländische Erscheinung und dann erst ein kommunistisches Unternehmen. Sie war der Ausdruck der vaterländischen Verzweiflung der von den Westmächten mißhandelten Ungarn. —- Außer Rumänien, Serbien und der Tschechoslowakei drohte auch Deutsch-Österreich, das eben erst an die Schaffung der Grundlagen für fein Fortbestehen gegangen war, die Gefahr, in den Strudel des Bolschewismus zu geraten. Die deutschösterreichische Sozialdemokratie war der Räteregierung zum größten Teile durchaus wohlgesinnt und hatte um so mehr Aussicht auf einen Erfolg in dieser Richtung, als die Westmächte, besonders Frankreich, gegen den Anschluß an Deutschland wirkten. Eine Milderung er fuhr die Lage Deutsch-Österreichs nur durch das Auftreten Italiens, das beharrlich den französischen Plänen Widerstand leistete und den Anschluß Deutsch-Österreichs an Deutschland befürwortete. Der neue Staatskanzler Deutsch-Österreichs Dr. Nenner (siehe Bild Seite 346) beanspruchte in seiner Programmrede nach wie vor das Selbstbestimmungsrecht für Deutsch-Österreich und Deutsch-Böhmen und erklärte den Willen des Volkes hinsichtlich der Staatsform als völlig geklärt. Deutsch-Österreich wollte Republik bleiben. Da durch wurde auch der Kaiser Karl, der bisher noch keine Abdankungsurkunde unterzeichnet hatte, zur Aufgabe seiner Absichten auf eine nochmalige Besteigung des Thrones ge zwungen. Er verließ seinen Aufenthaltsort Eckartsau und ließ sich in der Schweiz nieder. — «Fortsetzung folgt., Der bolschewistische Kriegskvmmissar und Schöpfer der »Roten Armee" in Russland. Troßki. schreitet mit seinem Generalstab in Moskau die ijrvnt eines lettischen Regiments, der Kerntruppe der Roten Garde, ab. Nach einer Abbildung in der französischen Zeitschrift „L'Illnstration". Illustrierte Kriegsberichte Die Menschenverluste im Weltkrieg. Der Gesanitverlust des deutschenHeeres betrug nach Zusammenstellungen auf Grund der aintlichen Verlust listen bis Ende Oktober 1918 rund 6 Millionen, und zwar an Toten 1 611104, an Verwundeten 3 683 143 lind an Vermißten 772 622, insgesamt 6 066 769. Auf die einzelnen Kontingente verteilt sich dieser Verlust wie folgt: Preußen: 1262 060 Tote, 2 882 671 Verwundete, 616 139 Vermißte, insgesamt 4 760 870; Bayern: 150 658 Tote, 363 823 Ver wundete, 72115 Vermißte, insgesamt 686 596; Sachsen: 108 017 Tote, 252 027 Verwundete, 51 787 Vermißte, ins gesamt 411831; Württemberg: 64 507 Tote, 155 654 Ver wundete, 16 802 Vermißte, insgesamt 236 963; Marine: 25 862 Tote, 28 968 Verwundete, 15 679 Vermißte, ins gesamt 70 509. Die Vermißten sehen sich aus den in Gefangenschaft geratenen Heeresangehörigen und denjenigen Leuten zu sammen, über die keine Nachrichten zu erhalten waren. Letztere müssen zum größten Teil zu den Toten gerechnet werden. Auf Grund früherer aintlicher Angaben kann man annehmen, daß sich ihre Zahl auf etwa 180 000 be laufen wird. Rechnet man diese Zahl zu den 1,6 Millionen Toten und berücksichtigt man ferner noch die Verluste, die bis zum 11. November 1918 entstanden sind, und die Ab gänge während des Rückmarsches sowie die Leute, die infolge ihrer Verwundung später noch gestorben sind, so kommt man auf eine Gesamtzahl von rund 2 Millionen Toten. Die Zahl der Gefangenen betrug nach einer Angabe des preu- ßiscken Kriegsministeriums im Reichstag bis zum 31. März 1918 im ganzen 512 676, davon befanden sich 236 676 in Frankreich, 119 000 in England, 157 000 in Rußland und