Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/19. WKWKKW h - " "^^-1 sollte. Eines dieser Organe waren die Soldatenräte. Sie setzten sich zu Beginn fast durchweg zusammen aus Füh rern der revolutionären Bewegung, die zurzeit im Waf fenrock dienten, und die auch schon die militärische An lage des Putsches nach bestem Vermögen vorbereitet sowie seine Durchführung geleitet hatten. Zum anderen Teil kamen Soldaten und Unteroffiziere an die Spitze, die sich durch ihre augenblickliche revolutionäre Begeisterung zu Feuerreden hinreißen ließen und auf diese Weise einen größeren Kreis von Anhängern unter den Zuhörern ge wannen, auf die sie sich stützen konnten. Wie einer veränderten taktischen Lage inr Kriege» wurden die Militärbehörden auch der neuen politischen Lage zumeist rasch gerecht. Auf Weisung von „oben", teilweise auch aus eigenem Entschluß, suchten als erste die Kommandanturen oder Gouvernements in den größeren Garnisonen ihrer ständigen Aufgabe auch unter den neuen, erschwerten Verhältnissen nachzukommen: der Aufrecht erhaltung öffentlicher Ruhe und Sicherheit. Auf diesem für die Bewohnerschaft zunächst wichtigsten Gebiete fanden sich die Soldatenräte nach kurzer Zeit mit den Kommandanturen beziehungsweise Gouverne ments zur — vorerst allerdings noch etwas rauhen — Zu sammenarbeit. Jedem orientierten Militärfachmann, der reich einwirkten und dadurch zunächst bei gröberen Aus schreitungen bremsen konnten. Sodann veranlaßten sie mit größter Mühe das Verebben der aufgeregten Stimmung, die ihnen zeitweise über den Kopf gewachsen war. Wie jeder Keil, der in ein festes Gefüge getrieben wird, als Fremdkörper den bisherigen Gang stört, so bestanden die nächsten Schwierigkeiten in Fragen der Zuständigkeit. Man mußte sich von allen Seiten mit dem Fremdkörper anseinandersetzen, ob, wie lange und wie weit er ein Teil des Hauptkörpers bleiben wolle. Innerhalb des Militär körpers organisierten sich die Soldatenräte fast überall in Deutschland wie folgt: Etwa 150 Mann, beispielsweise eine Kompanie, wählten einen Kompaniedelegier ten aus ihrer Mitte. Die Delegierten aller Kompanien des Bataillons bildeten den B a t a i l l o n s r a t. Sämt liche Delegierten der Kompanien und so weiter der ganzen Garnison ergaben den Earnisonrat, alle Delegierten des Landes den Soldaten rat. Letzterer teilte sich mit dem Ar b e i t e r r a t in die Kontrolle der Ausübung der Regierung. Eine gleichmäßige Behandlung gewisser Fragen für ganz Deutschland wurde durch jeweils zusammen berufene Rätekongresse gewährleistet. Es muß gesagt werden, daß diese gewählten Ver treter wesentlich anderer Herkunft und Gesinnung waren, Deutsche Kraftfahrerkolonne in Finnland. den kühlen Verstand und nicht das Herz sprechen ließ, war es nach wenigen Stunden der Umstürzte wegung im Hin blick auf das übrige Deutschland, die Abwesenheit zuver lässiger Fronttruppen und die sonstigen militärischen Eegen- organisationen klar, daß 'weiterer Widerstand nur einen Bürgerkrieg ohne das erstrebte Ziel der Festigung der früheren Regierung nach sich gezogen hätte. So wurde dem Drängen der revolutionären Soldaten auf teilweisen Personenwechsel in den militärischen Stellen vernünftiger weise bald nachgegeben. Es sei hier betont, daß die Gouver neur stellen sozusagen „von Amts wegen" den Inhaber leicht beim Volke unbeliebt machten, da er ein wachsames Auge auf kleinliche Dinge, wie den Straßenanzug, haben mußte und weil es seine Pflicht war, die außerordentlich peinlichen, strengen Vorschriften über Wachen und Posten bestimmungs mäßig durchzuführen. Militärische Laien verstehen meist die Person nicht von der Sache zu trennen. So verloren verhältnismäßig viele Gouverneure auf Grund dienstlicher Abneigungen, bisweilen unter persönlicher Bedrohung ihre Stelle. — Der von ihnen geschulte Apparat arbeitete trotz- dein weiter. Das war gut so! Auf diese Weise beruhigten sich die gegenrevolutionär Gesinnten, die ihre Meinung über Staatswohl und Diensteid natürlicherweise nicht blitz schnell wechseln konnten, am raschesten. Die Soldatenräte haben sich das zweifellos große Verdienst erworben, daß sie auf die fiebernde Masse ihrer Anhänger meist erfolg- als die bisherigen Mitglieder der Soldatenräte aus eigener Machtvollkommenheit. Eine Änderung in der Stellen besetzung war auch dringend nötig geworden, denn das undisziplinierte Wesen der Selbstausrufer zeitigte stellen weise in Deutschland grobe Geldverschwendung — teilweise mit Hilfe unrechtmäßig angeeigneter Summen —, Vettern wirtschaft — übler als sie je gewesen—, unverantwortliche Verwendung von Dienstgegenständen, wie Kraftwagen, Flugzeugen, Waffen und Munition, Heeresbeständen aller Art, sowie andere Schäden. Das brachte die Soldatenräte allgemein und zu einem Teil auch die ganze Revolution in Verruf. Diese Scharte wurde von der neuen Besetzung der Soldatenräte nach bestem Willen, teilweise erst nach müh samern Wasserabgraben, ausgewetzt. Die gewählten Ver trauensleute haben darin ihre Kameraden, die sie gewählt hatten, nicht enttäuscht. Es ist ihr Verdienst, daß sie immer hin noch frühzeitig genug den Riegel vor einen Staats bankrott schieben konnten, der sich auf dieser Walstatt vor bereitete. Die Gewählten haben ferner ungerechterweise manches leiden müssen, indem sie die eingebrockte Suppe auszulöffeln gezwungen waren. Das ist von Einsichtigen nicht verkannt worden; aber die Fernstehenden vermochten auch hier nicht die neuen Personen von der Einrichtung zu unterscheiden. ... Eine kleine Rache des Schicksals! An der Front wurden ebenfalls in entsprechender Weise